Nach dem Frühstück zum Fahrradverleih, der nur ein paar Schritte von unserem Haus entfernt ist. Der Mann brummelt empört vor sich hin. „Zu teuer…“ Den Rest verstehe ich nicht, aber ich bin mir sicher, dass es sich um ein Missverständnis handelt. „Wir möchten zwei.“ Er sieht mich spöttisch an. „Aber die kosten immer noch 5 Euro pro Tag.“ Ich erkläre ihm, dass ich das natürlich nicht zu teuer finde. „Aber sie haben oh Gott gesagt.“ „Ja, oh Gott, sind das noch Preise.“

Dann sind wir alle drei zufrieden, und natürlich müssen wir weder einen Pfand da lassen noch eine Kaution bezahlen. Abend sollen wir die Räder einfach vor die Tür stellen, die Schlüssel in den Briefkasten werfen. Wenn wir wollen, können wir die Räder auch behalten, dann im Laufe des nächsten Tag vorbei kommen und verlängern. Alles kein Problem.

Auf der Boddenseite nach Vitte. Vorher noch zum Haus von Asta Nilsen. Was man da alles draus machen könnte. Einen Buchladen mit Café. Ein Kulturhaus. Filme könnte man zeigen. Wir hätten bestimmt noch mehr Ideen, wenn uns mal einer fragen würde. Auf den besten Kuchen der Insel muss W. leider verzichten, das Café Kanne ist geschlossen. Stattdessen ein Picknick am Meer. So kräftig die Sonne, die belegten Brötchen so lecker, saftig die Äpfel, stundenlang könnten wir noch auf der Bank sitzen, hätten wir nicht ein Ziel.

Durch die Dünenheide zurück zum Hauptweg, vorbei an der Heiderose, und dann sind wir endlich in Neuendorf. Der Hafen ruhig und beschaulich, einladend die kleine Kneipe „Zum Süder“. Hier kann man in aller Ruhe Ankunft und Abfahrt der Fähren beobachten, auch die Tischnachbarn bieten sich an, sogar richtige Fischer gibt es. Weil es so warm ist, ziehe ich Stiefel und Strümpfe aus, das ist dann wohl der Altweiber-Sommer.

Während es W. zu dem zweiten Leuchtturm der Insel zieht, möchte ich noch einmal ans Meer. Glatt und silbern glänzend liegt es vor mir, zum Baden zu kalt, obwohl ich schon einige Tapfere gesehen habe. Ich sitze und schaue, spüre den Wind, die letzten Sonnenstrahlen, werde ruhig. Das Meer, das seit Ewigkeiten da ist und auch noch da sein wird, wenn es mich längst nicht mehr gibt, lässt die Probleme, die mich seit Tagen beschäftigen, mickrig erscheinen. Schmerzen? Ungewisse Zukunft? Wohnung ausräumen? Kannst du jetzt in diesem Augenblick etwas tun? Kannst du nicht? Dann freu dich, dass du lebst. Genieße jeden Atemzug. Und das mache ich dann endlich.

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