Ich hoffe nicht, dass es an mir liegt. Oder an den Pilates-Übungen, die ich auf meiner Decke absolviert habe. Andererseits, aus welchem Grund sollte ein nüchterner Mann sonst gegen einen Baum laufen, der da völlig frei mitten auf der Wiese steht? Ein verdutzter Blick, wo kommt der denn plötzlich her, dann richtet er seine Brille und geht weiter, als wäre nichts geschehen. Mein neuer Freund, die humpelnde Krähe, die ich Klaus getauft habe, kann über so viel menschliche Schusseligkeit nur staunen. 

Seit ich mich auf der Wiese im Tiergarten in Muße übe, oder meinetwegen auch auf eine Story warte, betreibe ich nebenbei Tierstudien. Ich amüsiere mich über kleine kompakte Hunde, die versuchen, eine Amsel zu fangen, über Krähen, die auf der Suche nach Futter schon mal ins Stolpern geraten, und Meisen, die an dünnen Zweigen schaukeln, tragen ebenfalls zu meiner Erheiterung bei.

Ganz besonders schlau ist Klaus, auch wenn er mal das Gleichgewicht verliert. Dafür kann er gar nichts, er ist Invalide. Und trotz Behinderung enorm clever. Auf der Suche nach Nahrung räumt er systematisch die Abfalleimer leer. Pappbecher, Papier, alles wird heraus gezerrt, begutachtet, auf Verwendbarkeit geprüft. Reste von Milchschaum, Zucker, Ketchup, was halt so da ist, wird verzehrt, der Rest landet auf der Erde neben dem Eimer. Das ganze Zeug wieder zurück zu stopfen, daran denkt er natürlich nicht. Stattdessen humpelt er gemächlich zur nächsten Bank, zum nächsten Papierkorb. Er wirft einen Blick hinein, schüttelt den Kopf, warum ist dieser verdammte Behälter leer? Dann besinnt er sich auf seine Flügel und hebt ab Richtung Grillwiese. Und ich? Ich warte weiter.

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