von der Suppe, die es nach dem Kuchen geben würde, war zu spät gekommen. Da hatte ich die Thüringer Rostbratwurst schon intus. Und den Weihnachtsmarkt in Zehlendorf längst verlassen. Man könnte von fluchtartig sprechen. Viel zu viele Menschen. Und nüscht mit Weihnachtsstimmung. Aber mich hatte ja auch der Hunger, der mich nach ein paar Stunden mit Zahlen überkommt, zu diesem Abstecher verleitet. Zu Hause war es dann gemütlich. Kerzen. Kaffee. Kuchen. Sogar der Vin de Noix ist mir eingefallen. Den wir eigentlich – so steht es in manchen Rezepten – schon am 1. Advent hätten probieren können. Wir hatten ihn nach dem Abseihen probiert. Ich glaube nicht, dass er seitdem besser geworden ist.

Zu später Stunde dann eine Überraschung. Nach dem Abendkrimi. Kommissar Dupin. Von dem ich nicht gerade ein Fan bin, aber was bleibt mir übrig, wenn ich die nordischen Krimis alle schon gesehen habe. Anschließend habe ich den Schauspieler gegoogelt, weil ich wissen wollte, was für ein Landsmann er ist. Pasquale Aleardi. Schweizer mit griechisch/italienischen Wurzeln. Nicht nur Schauspieler, auch Sänger. Irgendwie bin ich dann beim Rilke-Projekt gelandet und bei einem Stück, das er für das letzte Album „das ist die Sehnsucht“ singt. Den Text hat Rilke an einem Abend im Sommer 1897 für Lou Andreas-Salomé geschrieben. „Von Dir durch Regengassen stehle ich mich so schnell und mir geschieht, daß jeder, der des Weges zieht, die selige, erlöste Seele in meinen Augen flammen sieht.“

In den Stunden nach Mitternacht habe ich das Lied nicht nur immer wieder gehört, ich habe dazu getanzt, geweint, gelacht. Und mich daran erinnert, wie ich Lou bedauert habe, weil Rilke ihr ständig mit irgendwelchen Gedichten gekommen ist. Damals. 2016, als ich den Film über die Psychoanalytikerin gesehen habe. Heute Nacht dachte ich, wenn sie diese Vertonung hören würde, sie würde sich vielleicht noch einmal in Rilke verlieben. Oder in Pasquale Aleardi. Oder in die Liebe an sich. So war das wohl heute Nacht bei mir.

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