das Bild vor meinem Fenster. Wiese und Wald vom Nebel verschluckt, die Büsche morgenfrostig weiß. Wiese und Wald von Sonne beschienen gestern, heute bestürmt und beregnet. Und immer Züge von Kranichen am großen Himmel. Als ich gestern mit meinem zweiten Kaffee im Garten saß, kreiste über mir lange ein einzelner Kranich, seine Laute schafften es direkt in mein Herz. Hast du dich verflogen? Wartest du auf deine Einheit? In mir hopste etwas vor Vergnügen. So wie ich überhaupt sehr vergnügt in den Tag hinein lebe. Deswegen bleibe ich auch noch ein bisschen.

Herausforderungen habe ich auch schon gemeistert. Den kleinen Bioladen in Rübehorst habe ich z. B. auf Anhieb gefunden. Das wäre kein Kunststück, hatte der Fotograf und Freund von J. gesagt. Der kennt mich eben nicht. Neulich habe ich sogar vergessen, die Haustür abzuschließen, am nächsten Morgen steckte der Schlüssel immer noch außen. Das läge daran, dass der Waschbär eine Links-Rechts-Störung hat und sich mit dem Abschließen vertut. Der Fotograf hat Humor. Der weiß wahrscheinlich nicht, wie das ist, wenn man nachts von Ängsten geplagt wird, wenn Dämonen auf der Bettkante sitzen. Allerdings habe ich hier und jetzt keine Ängste. Auch die Dämonen schweigen. Nur die kleinen Geister melden sich. Jetzt mag es gut sein, flüstern sie. Aber was ist in zwei oder drei Monaten? In einem halben Jahr? Vielleicht drehst du dann durch. Oder du fühlst dich einsam. Dann kann ich wieder neu entscheiden, antworte ich ihnen mutig. Ich will mich ja nicht auf Lebenszeit verpflichten. Aber wenn ich mein Leben sowieso neu ordnen muss, wenn Berlin in den letzten zweieinhalb Jahren immer mehr an Bedeutung für mich verloren hat, warum dann nicht den Traum vom Leben auf dem Land in die Realität holen? Wann, wenn nicht jetzt? In zehn Jahren vielleicht? Wichtiger ist doch die Frage, für welche der beiden Wohnungen ich mich entscheide. Für die kleine Maisonette mit Weitblick? Oder doch eher das Atlier mit Wiesen- und Waldblick? Enemenemu.

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