die Formulierung vom „Frieren für den Frieden“ noch einmal eine andere Bedeutung. Mir war so dermaßen kalt, dass ich tatsächlich überlegt habe, wieder heim zu fahren. Aber dann hätte ich meinen sympathischen Begleiter verlassen müssen. Er war mir schon in der S-Bahn aufgefallen, wo er mit ein drei jungen Männern mit Migrationshintergrund herumgealbert hatte. Auf dem Weg zum Brandenburger Tor haben wir dann entschieden, zusammen zu bleiben. Weil es schöner ist, wenn man ein solches Ereignis mit einem Menschen teilt, mit dem man in Resonanz ist. Und das war schnell klar.

Also habe ich ihm die Führung überlassen, hing ihm sozusagen am Rucksack, auch mal an der Hand, als er sich durch Matsch und Modder vor mir durch die Menge schob. Ein Mensch ohne Berührungsängste, seit Jahren in der Friedensbewegung aktiv, der mehr als zwanzig Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet hat, überwiegend in Afrika, und später dachte ich, vielleicht braucht man einen solchen Abstand, um anders auf das Geschehen in Europa schauen zu können.

Im Anschluss an die Kundgebung haben wir uns in ein indisches Restaurant gequetscht – viele waren auf der Suche nach einem Ort zum Aufwärmen – und haben uns ein wenig aus unseren so unterschiedlichen Leben erzählt. Ich bin immer froh über solch unverhoffte Begegnungen, die meinen Horizont erweitern und mich im Hinblick auf die Zukunft hoffnungsfroh stimmen.

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