Das Abiturzeugnis wieder aus der Mülltonne herausholen. Angeblich wirft man das nicht weg. Wetten, dass ich es nie wieder brauche? Den ersten Schwung alter Tagebücher getrennt nach „mit und ohne Plastik“ entsorgen. Nein, ich glaube nicht, dass mir das einmal leid tun wird. Und wenn, dann ist es eben zu spät. Bücher sortieren. Ich möchte maximal 50 besitzen. Besser nur 20. Damit wäre ich vom Minimalismus immer noch weit entfernt. Die restlichen Bücher für einen Interessenten fotografieren. Dazu muss ich die Osho-Bände, die der Redner hier hinterlassen hat und die verkehrt herum im Regal stehen – ihre Cover waren mir zu bunt, zu aufdringlich – wieder umdrehen.

Einen Arm voller Schallplatten bin ich bisher losgeworden. Die restlichen wollte der Ankäufer nicht einmal geschenkt haben. Er war ein wenig betrübt. „Sind Sie sicher? Briefmarken? Münzen? Silber? Uhren? Altes Spielzeug vielleicht? Wirklich nichts?“ Ich hatte ihm schon am Telefon gesagt, dass hier keine Schätze versteckt sind.

Beim zweiten Gang mit alten Tagebüchern zur Papiertonne verliere ich ein kleines Heft. Es liegt direkt an der Haustür. Auf der ersten Seite habe ich eine Art Manifest notiert. Wann? Wo? Von einem Kneipier vielleicht? Ich kann mich nicht erinnern, aber die Regeln gefallen mir.

Es soll sich täglich den Künsten gewidmet werden. Eleganz soll wohlgeschätzt werden. Erstmalige Gäste und Stammgäste sollen nicht unterschiedlich behandelt werden. Um einen Gast soll sich bemüht werden, als sei es die einzige Gelegenheit im Leben. Einem Gast soll niemals gepredigt werden. Das eigene Alter ist jeden Tag aufs Neue selbst zu bestimmen. Innerliche Reinigung bewahrt vor würdeloser Auffälligkeit im Alter. Genuss darf genossen werden, durch Genuss soll Gesundheit bewahrt werden. Diese Regeln sollen von allen befolgt und das Geschäft in Achtung der Harmonie geführt werden.

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