Nach Stunden, die ich recherchierend und Bewerbungen schreibend am Laptop verbringe, sitze ich nachts gern noch eine Weile vor dem Fernsehgerät und warte darauf, dass sich endlich die nötige Bettschwere einstellt. Während ich warte, ärgere ich mich über die Kultursendungen der dritten Programme. Den Beitrag über den neuen Film mit Bruno Ganz und Senta Berger habe ich schon zweimal gesehen. 

Wieder frage ich mich, warum es plötzlich alle so toll finden, wenn ein älteres Paar gemeinsam in den Tod geht, nur weil einer der beiden unheilbar krank ist, ob da nicht eher der Wunsch der Vater des Gedanken ist, es mögen sich doch viele Rentner rechtzeitig verabschieden und damit die leeren Rentenkassen entlasten, aber bevor ich da weiter einsteige, benutze ich doch lieber den kleinen roten Knopf an der Fernbedienung. Und dann ist da der schöne Richard Gere, der als ehemaliger irischer IRA-Kämpfer gegen den Schakal antreten muss, natürlich kenne ich den Film, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen, sagt man.

Später bin ich zwar müde, nur an Schlaf ist nicht zu denken. Die lange Nacht der Oper mal wieder. Offensichtlich macht der Redner seine Ankündigung wahr und feiert einen seiner drei Geburtstage. Vor einem Jahr hatte er einen Herzinfarkt, ich verstehe, dass er sich wie neu geboren fühlt, und weil das so ist, werde ich noch eine Weile warten mit der Beschwerde und still vor mich hin leiden. Mir fällt wieder K. ein, die auf die Frage, warum sie keine Oper mag, mal gesagt hat, sie fühle sich immer so gestört, wenn sie mit dem Singen anfangen. Das ist das letzte, woran ich mich erinnere.

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