Während ich auf Kunden warte, überlege ich, was ich sonst noch tun könnte. Den Laptop mitbringen und Reisenden, die nicht jederzeit und überall online sind, es wird doch wohl Menschen ohne ipod, iphone und netbook geben, denen also könnte ich mit Recherchen behilflich sein. Hat der Flug Verspätung? Wie kommt man am schnellsten von hier nach Neukölln? Wird im Neuen Museum noch geputzt? Und was kostet der Eintritt in die Grüne Woche?

Diese Fragen und viele andere könnte ich beantworten. J. zieht die Augenbrauen hoch, als ich ihm von meiner grandiosen Idee berichte. „Habe ich hier Feinkostladen?“ Ich finde zwar nicht, dass es da einen Interessenkonflikt gibt, aber dann eben nicht.

Vielleicht könnte ich ein wenig in eigener Sache aktiv werden. Mir einen Button an die Brust heften. „Schreibe für Sie, was sie wollen. Korrespondenz mit Ämtern, säumigen Liebhabern, sprechen Sie mich an.“ Die Werbung muss natürlich kurz sein. Prägnant. Und der Button groß, damit auch Menschen ohne Brille die Information lesen können.

Zweimal Milch, und eine Packung Quark, sehr gern. Würde ein einfaches bitte nicht genügen? Dieses sehr gern ist von irgendwoher angeschwappt gekommen und nun wird man es nicht mehr los.

Ich könnte auch Buch- oder Filmtipps geben. Haben sie schon „Von Menschen und Göttern“ gesehen? Eine wahre Geschichte über neun französische Mönche, die 1996 in Algerien ermordet wurden. Ob von islamistischen Rebellen oder von dem korrupten Militär, diese Frage ist bis heute nicht geklärt.

Der Film erzählt von dem einfachen Leben der Mönche, von ihrem Alltag, der aus Arbeit und Gebet besteht. Sie unterstützen die Menschen in den umliegenden Dörfern nicht nur mit medizinischer Hilfe, sie sind „…der Baum. Wenn Sie fortgehen, wo sollen wir Kraft Kraft schöpfen?“ Der Film kommt dabei ohne die übliche Musikberieselung aus, von einer Szene abgesehen, die ich dann auch prompt etwas dick aufgetragen fand, aber das letzte Abendmahl in Stille, das hat sich der Regisseur wohl nicht vorstellen können.

So viel Stoff zum Nachdenken. Über den Islamismus, der mit dem der Rebellen nichts zu tun hat, über christliche Nächstenliebe und was es heißt, man soll auch seine Feinde lieben.  

Als Christian, der Abt des Klosters, in den Bergen mit sich, vielleicht mit seinem Gott ringt, und wir nur den Wind und das Blöken der Schafe hören, da habe ich ebenfalls überlegt, und ich war ein wenig ärgerlich dabei, ich wollte schließlich nicht, dass die Männer, von denen mir jeder ans Herz gewachsen war, sterben, ist es denn wirklich nötig, dieses Opfer zu bringen und da zu bleiben, wenn die Rebellen doch Ungläubige ermorden und junge Mädchen ohne Schleier? Ist es konsequent, sich offenen Auges einer Gefahr auszusetzen, weil echte Christen nun mal so handeln würden, weil sie sagen, der gute Hirte verlässt die Herde nicht in der Stunde, in der der Wolf kommt, oder ist es dumm?

Eine Pizza zum Mitnehmen. Bitte sehr. Natürlich kann ich ihnen noch extra Zwiebeln drauf tun. Ja, die können sie zu Hause noch einmal aufbacken. 180 Grad, 10 Minuten. Ungefähr. Macht einen Euro.

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