Natürlich sitze ich nicht im Vorgarten, weil ich hier so schön arbeiten kann. Ich sitze hier, weil ich ein wenig ausruhen möchte, gearbeitet habe ich schon, weil ich sonnenhungrig bin, weil es im hinteren Garten zieht, weil da außerdem der Hund vom Nachbarn bellt, sobald ich mich bewege, weil ich keine Lust habe, schon wieder zur Rehwiese zu laufen, weil Sonntags am See die Hölle los ist, es gibt eine Menge Gründe für die Standortwahl.

Kaum habe ich mir den Stuhl vor die Tür gestellt, die Kaffeetasse im Beet ausbalanciert, ist es nicht ein wenig früh für die Tulpen, und was sind das für gelbe Punkte in der Wiese, schade, dass die Brille nicht auf dem Kopf, ein Griff nach oben, nein, da ist sie wirklich nicht, das Handy kommt neben den Buddha, man weiß ja nie, wer einen anruft, plötzlich gibt es Reaktionen auf Bewerbungen, die ich schon vergessen hatte, „und dann schicken Sie bitte umgehend..“, kaum sitze ich auf meinem Stuhl, den Laptop aufgeklappt, schon habe ich ein schlechtes Gewissen.

Du willst jetzt also wirklich in die Sonne, ja? Wo sich auf deinem Schreibtisch die Papiere stapeln? Formulare und Anträge und die Ablehnungen der Anträge und die Widersprüche gegen die Ablehnungen der Anträge. Freundliche und böse Briefe an die Fond-Verwalter, die auf meinen paar Groschen sitzen. Der Artikel „Schilda auch in Hof“ ist  auch noch nicht fertig. Dann sind da noch Bewerbungen und Ablehnungen. Bewerbungen ohne Ablehnungen. Verträge. Bescheinigungen. Noch auszufüllende Anträge und Anträge für Bescheinigungen.

Eigentlich wundert es mich nicht, dass es Menschen gibt, die sich weigern, ihre Post aufzumachen. Bitte lassen Sie sich sofort bescheinigen, dass Sie noch am Leben sind.

Das alles müsste sortiert, abgelegt oder ausgefüllt werden. Und das Angebot für eine private Krankenversicherung müsste noch einmal genau studiert werden, denn ich habe nicht mal ansatzweise verstanden, wer mich wofür oder wogegen überhaupt noch versichern würde. Schön, dass die Zähne vollständig saniert sind, das hören die Kassen gern, hatte die freundliche Beraterin am Telefon gesagt.

Dann ist da noch diese Ausschreibung, für die ich mich bewerben will, aber da müssen Texte beigelegt, ein Anschreiben muss verfasst werden. Und weil ich jetzt schon wieder so müde bin, muss ich mir erst noch einen Espresso machen, und dann …dann  gehe ich meditieren, damit ich mal zehn Minuten meine Ruhe habe.

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