Das Wetter traumhaft. Sonne von morgens bis abends. Das Frühstück kann im Garten eingenommen werden. Herr W. hatte kurz vor seiner Abreise aus Berlin noch schnell ein paar Kritiken über das Hotel „Mariandl“ im Netz gelesen, die ihn ein wenig beunruhigten. Vor allem in Hinblick auf mich, die ich ja vor ihm da war und die ich immer mal wieder mit Schlafproblemen kämpfe. Neben angeblich lauter Technomusik bis morgens um vier hatten ein paar Gäste sich auch noch über unfreundliche Bedienung und die Sauberkeit der Zimmer beschwert.

Mich hatte bei meiner Recherche die tägliche Live-Musik angesprochen, Jazz oder Klassik, von Techno hatte da nichts gestanden im Netz, und dann dieser spröde, ein wenig marode Charme, den sie hier tatsächlich bieten. Das Haus wurde um 1900 erbaut, war immer ein Konzertcafé, und nach Kriegsende gab es hier den ersten Nachtclub der Amerikaner. Die Möbel sind alt, die sich windenden Treppen ausgetreten, alles knarrt ohne Ende, auch das Parkett in den Zimmern, aber ich finde das sympathisch. Dass unser Zimmer über der Gartenkneipe liegen könnte, damit hatte ich nicht gerechnet.

Aber siehe da, die Nächte sind kühl, vielleicht sind auch die Feiertage dafür verantwortlich, auf alle Fälle ist der Garten nachts leer, und von uns gibt es bis jetzt keine Beschwerden. Der Schlaf ist ungestört, die Bedienung meist freundlich, nicht überragend freundlich, aber das erwarte ich auch nicht von den jungen Leuten, und auch das Frühstück ist okay. Eine Sorte Käse, zwei Sorten Wurst, die Eier kocht man sich selbst, indem man die dafür vorgesehene technische Konstruktion in ein Wasserbad hängt, ganz witzig, wenn man weiß, wie es geht.

Weil es schon wieder so warm ist und weil wir uns gestern der Kunst gewidmet haben, fahren wir heute noch einmal ins Grüne. Zuerst an den Wörth-See, den uns ein Tischnachbar aus dem Englischen Garten empfohlen hat.
Nach vierzig Minuten Bahnfahrt und zwanzig Minuten Fußweg sitzen wir an einem netten, italienisch ausgerichtetem Kiosk am Ufer des Sees auf einer Bank, wo wir Radler trinken und Familien beobachten. Kleine Kinder beschäftigen Eltern und Großeltern, indem sie im Wasser herum plantschen und ständig unerlaubt ihre Sachen nass machen. Auch das übliche Geplänkel zwischen Schwiegersohn und Schwiegervater wird geboten. Wer geht wann oder warum nicht ins Wasser und wer hält es dort länger aus.

Weil wir eine Tageskarte für das Gesamtnetz haben, fahren wir noch einmal zwei Stationen bis nach Herrsching am Ammersee, was sich später als genialer Einfall heraus stellt. Eigentlich fehlt nur noch das Alpenpanorama vom Starnberger See, aber sonst gibt es nüscht zu meckern. Am Ende der Seepromenade entdecken wir ein uriges Geschäft, sie verkaufen  geräucherten Fisch und andere Köstlichkeiten, auch ein paar freie Sitzplätze auf der Gartenmauer gibt es.

Die kleine Vorspeisenplatte ist köstlich und ungewohnt preiswert, der leckere Weißwein großzügig eingeschenkt, 2,50 Euro das Glas, nein, ich habe mich nicht verhört, dazu die netten Hippies, die den Laden bewirtschaften, junge und alte, die sterben Gott sei Dank nicht aus, und dann werden auch noch zwei Korbstühle frei. Auf dem Bordstein vor uns sitzt ein Mann und spielt hingebungsvoll Gitarre, das Stimmengewirr ist unaufdringlich, selbst als einer der Gäste vom Hocker fällt, bleibt man unaufgeregt.

Ein idealer Ort, um es sich bequem zu machen, auf den See zu schauen, irgendwann wird die Sonne schon untergehen, und bis es so weit ist, tut man am besten gar nichts. Und so haben wir es dann auch gehalten.

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