Während ich mir über die Anordnung der Salatblätter auf dem Ciabatta Gedanken mache, betritt ein junger Mann den Laden. „Flowershop? Not open?“ Er scheint beunruhigt. Leider weiß ich nicht, wann J. heute kommt, außerdem wird unsere Verständigung durch den Umstand erschwert, dass der junge Mann kein deutsch und kaum englisch spricht. Er ist Italiener. Nur eines verstehe ich. Er braucht einen Blumenladen. Dringend. Auch Gesichter reden.

Unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen versuche ich, ihm weiter zu helfen. Der nächste Blumenladen ist in Schlachtensee, allerdings weiß ich nicht, ob der schon geöffnet ist. Aus dem Bahnhof heraus, und dann links. To the left. Vor bis zur Rehwiese. There you should ask another one. Wiese? Der junge Mann sieht noch ein wenig unglücklicher aus.

Dann doch lieber zurück zum Studentendorf. Wie gehen? Eine seltsame Frage, ich würde denselben Weg nehmen, den er gekommen ist, aber offensichtlich hat er über etwas anderes geredet. Ich wedle noch ein wenig mit den Armen. Links. Left. Bevor er geht, bedankt er sich überaus freundlich, verschwindet dann zielstrebig in die andere Richtung.

Ein Ciabatta später ist er wieder da. Das Paket in seiner Hand lässt mich schlussfolgern, dass er beim Bäcker war. Aus der nächsten Frage kann ich das Wort candle heraus filtern, falls er Streichhölzer benötigt, wäre er beim Zeitungsladen gegenüber an der richtigen Stelle. Der junge Mann ist glücklich. Noch glücklicher ist er, als ich ihm beim Herauskommen am Arm packe, jetzt kann er doch noch seine Blumen kaufen. Schließlich sehe ich hinter meinem Thresen, wer kommt und geht.

Er entscheidet sich für einen bunten Tulpenstrauß, und dann braucht er noch dringend Papier. Paper. Ich habe nur einen einfachen schmalen Block mit einer Bierwerbung drauf. Den hole ich ihm aus dem Laden. Die Wege sind kurz, da geht das. Okay? Macht nichts? Er nickt heftig. Macht nichts. Vielleicht will er sich meine eine Handy-Nummer notieren, für den Fall, dass er weitere Fragen hat.

You write for me? Schreiben soll ich also auch noch. English? Deutsch? Er strahlt. Deutsch. Please. Also bitte. Diktat. 

Dear Silvia! Happy Birthday. I love you.

Unterschreiben muss er natürlich selbst. Und dann bin ich doch sehr gerührt. Was mich jedoch nicht davon abhält, ihm die Empfehlung mit auf den Weg zu geben, in Zukunft vielleicht doch ein wenig deutsch zu lernen, aber das versteht er Gott sei Dank nicht.

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