Wahrscheinlich haben die für das Wetter zuständigen gedacht, ein Tag Sonne muss genügen. Einmal im warmen Sand liegen, einmal am Hafen von Vitte Leute schauen, mit dem Rad am Meer entlang fahren, leckere Fischbrötchen essen, abends die kraftvollen Aquarelle von Torsten Schlüter bewundern, eine schöne Idee übrigens, von Montag bis Freitag in den Abendstunden Kunst im Garten zu zeigen, Galeriewetter vorausgesetzt, und mit diesem kleinen Paket wollte man uns wohl beruhigen.

Nachts stürmt es. Da es mir gelungen ist, das Fenster so zu fixieren, dass es nicht immer wieder zu klappt, kann ich in den kurzen Wachphasen hören, wie es draußen rauscht und knarrt und grollt. Der Morgen bringt Regen. Nicht den feinen, leichten Landregen, nee, heute geht es richtig zur Sache. Den Gang zum Bäcker übernimmt die Freundin, der ich großzügig meine Regenjacke leihe.

Viel Bewegung gibt es dann nicht mehr. Noch einmal zum Bäcker, der auch ein gutes Zeitungsangebot hat, und was interessieren mich eigentlich die guten Vorsätze von gestern, her mit dem Rhabarberkuchen. Aber weil wir nicht den ganzen Tag Kaffee trinken und Kuchen essen können, wagen wir auch einen Gang zum Meer. Die Freundin mit Schirm und nackten Füßen in ihren hübschen dünnen Tretern, so richtig für Wetter gerüstet ist sie nicht, und da schon nach kurzer Zeit auch meine Hosen an den Beinen kleben, kalt ist es auch, jedenfalls werden weitere Aktivitäten verschoben.

Seitdem sitzt die Freundin sehr interessiert wirkend vor dem Fernsehgerät, dessen Bedienung wir uns mühselig am Telefon erklären lassen mussten, und schaut sich tatsächlich diese Hochzeit an. Während ich schon vom Mithören Zustände bekomme, lese ich, dass Karl Lagerfeld helfend eingreifen wird, sollte das Paar Probleme bekommen, und das ist ja sehr beruhigend.

Noch haben sie nicht ja gesagt, teilt mir die Freundin mit, und dann rechnet sie mir laut vor, dass die Braut erst 43 sein wird, wenn der Bräutigam schon 63 ist, und 53 wird sie sein, wenn er 73 ist.  Dann ist sie in der Blüte ihrer Jahre, während er ein alter Mann ist, aber das weiß sie jetzt noch nicht, sagt die Freundin und dabei klingt ihre Stimme aufrichtig bekümmert, weshalb ich ihr sofort verzeihe.

Und weil meine liebe Freundin sich nach eigenem Bekunden auch eine Menge Schrott ansehen muss, bis die beiden endlich ja sagen, da vermute ich jetzt, dass meine Chancen, demnächst doch ein kleines Abendessen zu bekommen, gar nicht so schlecht sind.

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