Das Thermometer auf der Terrasse zeigt 12 Grad. Der Rasen ist nass. Nicht nur ein bisschen, nein, der ist pitschnass. Ich bin erstaunt, das Rechtschreibprogramm kennt das Wort. In der Küche duftet die Appeltaart vor sich hin, die unser Holländer gemacht hat. Da schlägt mir das Programm nun appelliert vor, keine Ahnung haben die. Im Gästezimmer schlafen die Musiker, die heute Abend auf unserem Sommerfest spielen werden. Sommerfest, ich lach mich tot. Wo wir darüber nachdenken, im Notfall den Kamin anzuwerfen.

Vorsichtige Anfragen. Findet es denn überhaupt statt? Muss ich mich warm anziehen? Ja, was glaubt ihr denn? Regenjacke und Gummistiefel, und dann ab in den Garten mit euch. Den haben meine beiden, manchmal doch sehr netten Mitbewohner, letzten Samstag extra hergerichtet, sogar der Rasen wurde gemäht. Während ich faul am Schwielowsee herum lag. Sogar gebadet habe ich da. Damals, als wir noch Sommer hatten. Und wie idyllisch das nun bei uns ist, wie wild und romantisch, sogar aufgeräumt, und nun diese Bescherung.

Während ich gestern vorbereitend schon ein paar Dinge durch die Gegend trug, in solchen Momenten ist ein nicht vermietetes Zimmer doch recht nützlich, witzelte der Redner herum, ich könnte vielleicht die vier Pelzjacken, die in einem großen Paket gekommen sind, mein Erbteil von der Tante, also die könnte ich heute Abend vorführen und dann denen anbieten, die im falschen Jäckchen angetreten sind. Aber ich habe eine bessere Idee.

Als wir vor ein paar Jahren hier mit vielen Gästen die Lange Nacht der Poesie veranstaltet haben, ein wunderbarer Abend war das, ein wenig kühl zwar, aber wir konnten mit Kerzen und Fackeln im Garten sitzen, jeder trug sein Gedicht vor, frei oder vom Blatt, im Kostüm oder normal, das letzte um halb zwei. Nietzsche. Mein Gott, was hatte ich da eine Gänsehaut. Und später dann erst, als die meisten Gäste schon gegangen waren und wir erschöpft aber glücklich in unseren Gartenstühlen hingen, da fanden sich zwei Musiker spontan zu einer Session. Obwohl die beiden noch nie miteinander gespielt hatten, zerrten plötzlich Gittarren- und Geigenklänge an meinem Herzen, an vielleicht nicht nur an meinem, der Wind trug sie in die Nachbargärten, und ich könnte heute noch weinen, weil es so schön war. Damals jedenfalls war der Redner im rosa Tütü aufgetreten. Kombiniert mit einem Nerz, das wäre doch tres chic.

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