Schon um zehn rufen die Schwestern an. Angeblich soll es ab Mittag schön werden, und deswegen sollten wir wenigstens einen Ausflug machen. Caputh gefällig? Mein Himmel ist grau, ich habe mir für den Nachmittag die Klärung technischer Fragen vorgenommen, und das Haus ist auch noch nicht in dem Zustand, in dem man es einem neuen Gast präsentieren sollte. Allerdings laufen wir unter Zeitdruck zur Höchstform auf, das kennt man ja. Ich verspreche mich zu melden, sollte ich es mir anders überlegen.

Zwei Stunden später werde ich erneut belästigt. Die Schwestern können ganz schön penetrant sein, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt haben. Sie fahren auf alle Fälle, und wenn ich mit möchte, dann soll ich gefälligst um zwei am Bahnhof sein. Inzwischen ist auch mein Himmel blau, und warum will ich ausgerechnet heute blöde technische Fragen klären?

Die Fahrt vergeht viel zu schnell, nächster Halt Schwielowsee, und dann sitzen wir auch schon auf der Terrasse vom Fährhaus, neben uns die Havel, über uns die Sonne, die ordentlich an Kraft zugelegt hat, und weil uns so wunderbare Düfte in die Nasen steigen, entscheiden wir, dass Kaffee und Kuchen noch warten können, jetzt müssen herzhafte Sachen her. Wir lachen und albern herum, meine Freundinnen sind heute besonders heiter und entspannt, und natürlich muss das dokumentiert und festgehalten werden.

Später entdecken wir ein Café am Schwielowsee, direkt hinter dem Gildehaus, wie soll man da so einen schönen Platz vermuten, selbst ich, die ich schon einmal fast Caputherin geworden wäre, kenne ihn nicht. Und obwohl wir eben noch dachten, wir könnten so bald nichts essen, also so ein kleines Stück Kuchen, das geht doch bestimmt. Danach liegen wir satt und ein wenig müde auf der Wiese, der freundliche Kellner lächelt wissend.

Wellen platschen gegen das Ufer, über uns rauschen die Blätter der alten Bäume, auch von den Booten kommen angenehme Geräusche, wenn man jetzt noch eine Hängematte hätte. N. schlendert auf den Bootssteg und ich denke, dass sie manchmal wie eine Lady aussieht, die ihre chice Yacht inspiziert. Klar, dass da ein wenig Neid bei der Schwester aufkommt. Und ich sehe wohl nicht reich aus? Nein. Du siehst aus wie Virginia Woolf, und das ist natürlich genauso gut wie reich, wenn nicht besser.
Am Ende ist die Zeit viel zu schnell vergangen, eigentlich hätten wir noch mindestens zwei Stunden, und beim nächsten Mal fahren wir früher, und ich, ich sträube mich erst gar nicht. Jawohl, so machen wir das.

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