Der Mann ist heute um halb acht aus dem Bett gesprungen. Deswegen sind wir früher als sonst mit dem Programm „Brot, Kaffee, Zeitung“ fertig. Gestern wollten wir eigentlich ins Kino gehen. „Liebesleben“ steht weit oben auf meiner Liste. Ich bin ein Zeruya Shalev Fan, seit ich sie vor ein paar Jahren im Jüdischen Museum erlebt habe, wo sie ihren Roman „Späte Familie“ vorgestellt hatte. Eine sympathische Frau, mädchenhaft und stark zugleich, klug, humorvoll.

Martina Gedeck war die ideale Besetzung für das Lesen des deutschen Textes, auch wenn sie lediglich spontan für Maria Schrader eingesprungen war und sie für mich schon die Wiedergängerin von Brigitte Reimann ist. Es war damals Frau Shalevs erste Lesereise in Deutschland, nachdem sie bei einem Attentat in Jerusalem schwer verletzt worden war. Der Saal war voll, die Sympathie für die Autorin groß. Eine nachvollziehbare Begeisterung, wenn man ihre Bücher liest, die sich so empathisch mit dem Innenleben und den Konflikten der Menschen beschäftigen. Ich bin nicht nur gespannt, was für einen Film Frau Schrader gemacht hat, ich freue mich auch auf die Bilder aus Jerusalem. Wer weiß, vielleicht buche ich wieder einmal spontan eine Reise.

Aus dem Kinoabend gestern ist trotzdem nichts geworden. Wir hätten vorher nicht ins Moghul in die Akazienstraße fahren sollen. Im Winter läuten wir dort gern das Wochenende ein. Lamm mit Spinat mag ich besonders gern. Weil es mir so gut schmeckt, esse ich meist zu viel und bin danach lethargisch. Wir sind zwar noch zum Kudamm gefahren, aber als es rund um das Cinema Paris keinen Parkplatz gab, fand das Auto den Weg nach Hause von alleine. Man könnte ja später zur Abendvorstellung zum Potsdamer Platz laufen. Ja, das hätten wir gekonnt. Haben wir aber nicht gemacht. Als wir unseren Espresso vor uns hatten, der Mann das neue Buch von A.L. Kennedy vor der Nase, ich Texte von Ilse Aichinger, war uns beiden klar, dass wir auf dem Sofa bleiben würden. Ich liebe den November. Da ist so etwas möglich. Man muss nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei haben.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*