Mit den Mädchen im Café. Das kleine schläft, und so soll es auch bleiben.  Deswegen haben das große Mädchen und ich beschlossen, in aller Ruhe Tagebuch zu schreiben. Ich habe das beschlossen. Sie liest sich laut vor, was sie schreibt. „DORAVÖR.“ Ich sage ihr, dass ich dieses Wort nicht kenne. Sie lacht. Und schreibt eifrig weiter. Ich erinnere sie noch einmal daran, dass wir still sind. Sein wollten. „Also hier steht….soll ich dir vorlesen, was ich geschrieben habe?“ „Nein. Sollst du nicht.“

Während ich darüber nachsinne, wie es mir gelingen könnte, meine kostbare Ruhe zu retten, schreibe ich auf, was ich sehe und höre. S. dreht ihre Haare. „Was schreibst du da?“ „Haare“. „Warum schreibst du Haare?“ „Weil das zu meiner Geschichte gehört.“ „Zu meiner Geschichte gehört es nicht. Weil ich noch keine Haare schreiben kann. Aber wenn du mir das aufschreibst….“

Ich will überhaupt nichts für sie aufschreiben. Doch bevor ich weiß, wie mir geschieht, schreibe ich nicht nur, nein, ich diskutiere auch darüber, ob Haare Pipi machen können. Sie meint ja, ich denke nein. Aber will ich über so etwas überhaupt? Will ich nicht. Zur Erklärung malt S. ein Haar, das einen Bauch hat. Also ist auch Pipi möglich. Und dann summt sie eine nicht sehr melodische Melodie. Wie soll ich mich da konzentrieren?

„Das dicke D.“ Hm. „Und die haben alle Gesichter.“ Das sind Sätze, die ich nicht einfach überhören kann. „Auch das T bekommt einen Kopf.“ Schön für das T, denke ich ein wenig verzweifelt. „Da leben alle Zahlen.“ Sagt das Kind. Und dann. „Was? Du trinkst noch einen Kaffee?“ „Jawohl. Ich hatte erst einen.“ Jetzt muss ich schon meinen Kaffeekonsum mit der Göre diskutieren.

„Warum gibst du mir nie einen Stift ab?“ „Weil ich nur einen habe, du Schnepfe. Und du hast einen ganzen Kasten voll.“ Sie kichert. Nimmt sich einen rosa Stift. „Ein Mädchen-Stift.“ „Aha. Und warum das?“ Sie sieht mich mitleidig an. „Die Farbe! Rosa!“ „Und wenn ein Junge den Stift benutzt?“ Erneutes Kichern. „Dann wird er ein Mädchen.“

Von dieser Logik bin ich natürlich beeindruckt. Ich trage ein schwarzes Kleid. „Dann bin ich also ein Mann?“ Sie überlegt. „Aber nur halb.“ „Da habe ich ja noch einmal Glück gehabt.“ Sie hebt kichernd ihre Schultern. „Ich habe das nur so im Quatsch gesagt.“ Na wenigstens kommt sie mir nicht wieder mit Ironie. Und dann schließen wir Frieden. Besser gesagt, die Klügere gibt nach. Ich nämlich. Das geht so weit, dass ich mich herablasse, ihr meinen Text vorzulesen. Sie lacht eine kleine Träne. „Los. Schreib weiter über mich. Ich bin jetzt auch ganz ruhig.“

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