Gestern Abend noch eine Stunde mit dem Redner in seinem Zimmer geplaudert. Wir sehen uns sonst ja nur zum Frühstück. So weiß ich, dass er fünf Stunden auf einem Rad dem Wind trotzte und manchmal ein Herrengedeck bestellt. Ich mache auch heute das, was ich jeden Tag gemacht habe. Den Hochuferweg laufen, dann runter zum Strand, barfuß bis Göhren. Ins Ostsee-Café einkehren. In Anbetracht meiner üppigen Hüften sollte ich vielleicht nicht, aber meine Hüften können mich heute. Und gestern auch schon.

Am Nachbartisch ein Paar in meinem Alter. Er hat sich – auf meine Empfehlung – den Mohn-Quark-Kuchen mit Melone bestellt. Sie empfiehlt ihm für seine Zeit als Rentner, einen Hund anzuschaffen. Mit dem kann er dann immer spazieren gehen. Auch wenn er noch einen kleinen Job ausübt, den Hund könnte er sicherlich mitnehmen. Sie hat also schon alles geplant. Und warum? Damit er ihr recht lange erhalten bleibt. Sein Lächeln eine Mischung aus Angst und Rührung.

Später sitze ich am Meer. Spüre Sonne, Sand, Wind. Alles da, alles für mich. Dann kommt der Regen. Wir packen unsere Sachen. Der Redner braucht noch ein kleines Nickerchen. Wir schaffen die letzte Fähre trotzdem. Und obwohl die Tage wunderbar waren, fahre ich jetzt auch gern wieder nach Hause.

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