Wenn gar nichts mehr geht, wenn ich mich wie ein hilfloses, ängstliches Kind fühle, wenn ich nicht weiß, wohin mit mir, mit diesen Gefühlen, dem Körper, wenn jede Öffentlichkeit mich noch mehr beunruhigt, wenn ich mir nichts mehr als eine stille Ecke wünsche, in die ich mich für die nächsten Stunden (Tage, Wochen, Monate?) zurückziehen darf, dann kann es u. a. hilfreich sein, mit der Wahrheit herauszurücken. Das fällt mir oft schwer, aber manchmal mache ich es trotzdem. Und stelle hinterher fest, dass ich mich nicht nur etwas besser fühle, sondern dass mir andere Menschen auch mit Verständnis begegnen.

Und dass sie sogar darüber nachdenken, wie sie auf meine Befindlichkeiten eingehen können. Erstmal zu Hause bleiben. Zukünftig ein ruhiger Platz für die Buchhaltung. Zeiten, in denen keine Patienten da sind. Solche Dinge. Warum also erst reden, wenn keine Kraft mehr da ist für dieses „mit-mir-ist-alles-in-Ordnung-Getue“?

Es ist die Scham, die mich oft schweigen lässt. Depressionen, Ängste, körperliche Beeinträchtigungen, die nicht eindeutig zuzuordnen sind – ist es die Psyche, die auf den Körper wirkt, oder sind es die kleinen Nervenfasern, und warum bei mir und nicht bei anderen? – über diese Dinge zu reden, das ist immer noch nicht normal. Weil wir in einer Gesellschaft leben, in der es in erster Linie um Leistung geht. Darum, belastbar und möglichst ständig gut drauf zu sein. Alles im Griff zu haben. Und ich habe manchmal gar nichts „im Griff“. Dafür hat es mich. Aber da kann mal ein klärendes Gespräch, und wenn wirklich gar nichts mehr geht, auch eine kleine gelbe Pille helfen.

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