Ein Einsatz im Frühstücksdienst ist leichter, wenn es einen Taxifahrer gibt (auch andere Fahrer sind möglich,  sogar Selbst-Fahrer), der einen um 6 Uhr weckt und später den immer noch schlafenden Körper vor der entsprechenden Einrichtung hinaus in die Kälte befördert. Wie machen das nur all die Menschen, die um 6 Uhr zur Frühschicht antreten müssen? Wo ich mir schon seit Jahren nicht mehr vorstellen kann, um 6.00 Uhr nur aufzustehen? Ich habe das 30 Jahre lang gehasst. Und nun bin ich aus der Übung. Total verpimpelt.

Wieder werde ich gefragt, was ich gerne tun würde. Es gibt eine Chefin, sogar angestellt ist sie, alle anderen scheinen freiwillige Helfer oder Praktikanten zu sein. Wie würde Deutschland eigentlich ohne die Praktikanten dastehen? Und wie sähe dieses „wir schaffen das“ aus, wenn es nicht all die freiwilligen Helfer gäbe? Manche sind seit Monaten im Einsatz, manche fünf Tage in der Woche, viele neben dem Studium, der Ausbildung, dem Job. Die sind auf alle Fälle nicht verpimpelt.

Ich schneide Bananen in zwei Hälften. Es soll immer nur eine Hälfte ausgegeben werden. Nicht mehr. Wieder geht es um Gesichter und um Strenge. Das gefällt mir weniger. Zumal meine Bananen nach kurzer Zeit an der Schnittstelle schwarz werden. Wieder mache ich es so, wie ich es für richtig halte. Am Schluss haben wir natürlich trotzdem noch Bananen übrig.

Einige Menschen erkenne ich wieder, darüber freue ich mich. Obwohl ich mich eher nicht freuen sollte. Denn eigentlich heißt es ja, dass diese Menschen immer noch in der großen Turnhalle wohnen, wo es keine Privatsphäre gibt, wo die Betten dicht an dicht stehen. Es heißt, dass man sie noch nicht in kleinere Einrichtungen gebracht hat. Aber ich habe auch gehört, dass einige auch gern hier bleiben möchten. Dass es deswegen sogar einen kleinen Streik gegeben hat.

Ein kleiner Junge grinst mich an. „You are beautiful.“ Ich möchte ihn in den Arm nehmen. Ein Impuls, der anscheinend die Tränen abgelöst hat. Ich möchte alle Kinder in den Arm nehmen. Na ja, fast alle. Und ganz bestimmt die vier, mit denen ich später zur S-Bahn gehe. Sie drängen sich an mich, erzählen mir etwas, das ich nicht verstehe.  Sie kommen aus Afghanistan. Das verstehe ich. Die Frau, die hinter ihnen läuft, hat offensichtlich kalte Hände, lehnt aber meine Handschuhe ab. War es blöd, dass ich sie ihr schenken wollte? Sie versteht kein Deutsch, nur wenige Brocken Englisch. Wir verständigen uns mit Gesten und Blicken. Alles ihre Babys, die vier.  Da muss ich doch schon wieder blinzeln.

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