Müde. Immer bin ich müde. Ich verstehe das nicht. Am samstäglichen Frühdienst in der Küche kann es nicht liegen, ich war auch vorher schon. Mit Herrn Schröder einmal ums Karree. Der spürt, dass ich es eilig habe, trödelt herum. Der Kerl. Schon muss ich zur Bahn. Es ist ärgerlich. Warum die sich keinen Fahrkartenautomaten anschaffen hier draußen. Nicht einmal ein Gerät zur Fahrscheinentwertung gibt es. Man muss entweder den Zugbegleiter-Röntgenblick haben, oder durch alle Waggons rennen, um endlich in den Besitz eines Tickets zu kommen. Wer sich hinsetzt und wartet, der gilt natürlich als Schwarz-Fahrer. Ich könnte mal wieder.

Ins Jobcenter wollen sie mich nicht einlassen. Das hatten wir doch letzte Woche schon. „Aber ich habe einen Termin.“ „Ja, ja. Das behaupten hier alle. Sie glauben gar nicht, was ich alles zu hören bekomme.“ Doch. Glaube ich. „Okay. Was sagt Ihnen denn Ihre Menschenkenntnis?“ Ich schaue den Mann vom Wachschutz eindringlich in die Augen, wahrscheinlich schiele ich vor Müdigkeit. „Meinetwegen. Wenn Sie lügen, sehen wir uns ja sowieso gleich wieder.“

Mein Sachbearbeiter bittet eine Kollegin hinzu, sie soll an meinem Fall etwas lernen. Ob ich es mir inzwischen vielleicht anders überlegt habe, will er wissen. „Machen Sie Scherze? Glauben Sie, ich renne mir nur zum Spaß die Hacken wund?“ „Das wollte ich hören.“

Wir sind uns also einig. Er druckt mehrere Exemplare unseres Vertrages aus, natürlich muss er mich auch noch einmal darüber aufklären, mit welchen Nachteilen ich im Falle bösartigen Verhaltens meinerseits zu rechnen habe. Dann wünscht er mir Glück. Das werde ich brauchen können. In den nächsten sechs Monaten und überhaupt. Ich muss mich schon wieder beeilen, der goldene Retriever wartet.

Eigentlich bin ich so was von ko, wahrscheinlich werde ich später in der Sauna sofort einschlafen, kaum dass ich mich in der Waagerechten befinde. Andererseits haben wir jetzt so lange gebraucht für diesen Termin, nun werde ich ihn nicht absagen. Und für dieses Ticket habe ich letztes Jahr hart gearbeitet. Als ich an  dem Text der Holländerin saß, wollte ich mehr als einmal in die Tischkante….

Chic haben sie es da am Hauptbahnhof. Dass es sich um Wellness handelt, kann man an den Buddha-Statuen erkennen. Und an dem etwas aufdringlichen Geruch nach Räucherstäbchen. Allerdings sind die verschiedenen Saunen wirklich schön. Dabei hatten wir gar keine Zeit, uns alle anzuschauen. Die Schwimmbecken mochten wir auch. Und obwohl einiges los war, gab es überall noch freie Liegen. Wirklich ein Ort zum Wohlfühlen. Nur hätten wir uns das Essen für den Schluss aufheben sollen. Und am allerschönsten wäre es, wenn es am Ende mit dem Beamen klappen würde. Nach Hause bitte.

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