Manifeste. 13 Filme. Das klingt spannend. Zeit habe ich heute, Hausaufgaben keine, und in den Hamburger Bahnhof könnte ich auch mal wieder. Von Julian Rosefeldt habe ich noch nie zuvor gehört, aber Cate Blanchett in unterschiedlichen Rollen Originalpassagen aus Manifesten vortragen zu lassen, das ist eine Idee, die mir sofort gefallen hat. Noch mehr Gefallen finde ich an der Tatsache, dass ein Mensch mit Berlin-Pass keinen Eintritt zahlen muss. Wie gut, dass ich mir für die Fortbildung einen angeschafft habe, ich werde ihn nutzen.  

Gedreht wurden die kurzen Filme in Berlin, leider kann ich der Idee, sie alle gleichzeitig zu zeigen, am Anfang gar nichts abgewinnen. Ich stolpere im Dunkeln herum, finde keinen Sitzplatz, und dann der Lärm von den Filmen links und rechts. Ich kann mich nicht konzentrieren, auch meine Englisch-Kenntnisse sind mir abhanden gekommen, ich verstehe nur Bahnhof. Als die Texte in allen Filmen gleichzeitig im monotonen Staccato vorgetragen werden, würde ich mir am liebsten die Ohren zuhalten und verschwinden.

Aber so bleibt es natürlich nicht. Irgendwann – ich glaube, es ist der Film, in dem Cate Blanchett als konservative Mutter mit ihrer Familie am Esstisch sitzt und vor dem Essen einen Text von Claes Oldenburg „betet“ (auch von ihm habe ich noch nie gehört, was natürlich ein Versäumnis ist)  – erliege ich ihrer Mimik, den sparsamen Gesten, der Story, dem Text (ich verstehe wieder was). „I am for an art that is political-erotical-mystical, that does something other than sit on its ass in a museum.“

Dame Blanchett bewegend als Grabrednerin, etwas gespenstisch als Arbeiterin in einer Müllverbrennungsanlage, exaltiert als Choreographin, kühl als Wissenschaftlerin. Die Texte erfrischend, modern, obwohl sie schon so viele Jahre auf dem Buckel haben (einige sind 100 Jahre alt). Künstler, Architekten, Choreographen und Filmemacher haben sie verfasst. Paul Eluard, Bruno Taut, Lebbeus Woods, Yvonne Rainer und und und, ich möchte alle Manifeste lesen, alle besitzen. Sollte ich nicht auch das Kommunistische ? Da habe ich ja einiges zu tun, wenn ich zu Hause bin. Google, mein Freund, ich komme.

Leider werde ich in der S-Bahn durch unsere WhatsApp-Gruppe davon in Kenntnis gesetzt, dass wir sehr wohl Hausaufgaben haben. Müssen solche Nachrichten unbedingt geteilt werden?

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