In Berlin war es kalt heute. Am Potsdamer Platz wehten ungehindert die Herbstwinde, ein wenig Feng Shui an der richtigen Stelle könnte angeblich Abhilfe schaffen.  Gott sei Dank werden im Gropius-Bau  noch immer die Fotos von Herlinde Koelbl gezeigt. Eine gute Gelegenheit, den Körper zu wärmen, auch das Herz  kommt in Bewegung. Beeindruckende und  berührende Momente, und das liegt nicht nur an der Themenauswahl. 

Kinder. Feine Leute. Haare. Jüdische Portraits. Üppige Nackte. Rituale. Trauer. Tod. Martina Gedeck mit Schwan. Mit totem Schwan, oder sollten die einen lebenden? Betäubt vielleicht?  Das sind so Fragen, die leider offen bleiben. Bekannte Tatort-Kommissarinnen mit Knarre und ohne. Bilder von Räumen, in denen Menschen sich eingerichtet haben, andere sich einrichten mussten. Unbekannte und berühmte Menschen, die sich der Fotografin nicht nur körperlich nackt gezeigt haben. Einer Frau, die mit all ihren Sinnen präsent ist, wenn sie arbeitet.

Die über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren auch prominente Politiker porträtieren konnte. Gesichter und Körpersprache zeigen die Spuren der Macht. Angela Merkel, die im Alter immer schöner wird, wie eine Besucherin fand. Gerhard Schröder, mit dicker Zigarre und geschwollener Brust am Ende. Und Joschka Fischer, der 1996 zu Frau Koelbl sagt, er fühle sich wie ein alter Vogel, der aus dem Nest gefallen ist. Der 1997 endlich die Nabelschnur zu seiner Mutter durchtrennt hat und kein Klammeraffe mehr ist. Spannend auch die Filme von der und über die Künstlerin. Es wird so viel Stoff geboten, da kann man gut ein zweites Mal hingehen.

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