Das neue Jahr fängt ja gut an. Gestern hätte eigentlich der traditionelle Neujahrsbrunch stattgefunden, wenn ich ihn nicht schon vor ein paar Tagen wegen Unwohlsein abgesagt hätte. Damit mir das im Nachhinein nicht leid tut muss, lag ich fast den ganzen Tag mit der Wärmflasche auf dem Bauch und dem Heizkissen im Rücken auf dem Sofa. Ich meditierte darüber, ob ich mich vielleicht frühzeitig in Rente begeben sollte und warum ausgerechnet in dieser Situation auch noch mein Laptop den Dienst verweigert, denn selbst wenn mir das Atmen schwer fällt, der Bauch kneift und drückt und ich gar nicht reden mag, schreiben geht doch immer.

In diesem Fall war sogar der Mann machtlos, und bei Festplatten, die ihr Schwächeln erst einmal dem Dreierstecker in die Schuhe schieben, hilft wohl nur noch eins: Neukauf. Und das dauert, weil meine spezielle Festplatte erst einmal bestellt werden muss. Zu diesem Thema fällt einem gewitzten Wortkünstler wie MH bestimmt gleich wieder eine ganze Abhandlung ein.

Mir blieb nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, dass der Mann weiterhin in regelmäßigen Abständen zum Rauchen auf den Balkon geht, in diesen zehn Minuten seinen PC zu übernehmen, und in den Zeiten dazwischen weiter in dem dicken Buch über all die großartigen Schriftsteller zu lesen und mich dabei ein wenig in Peter Rühmkorf zu verlieben. Worte finde ich ja so was von anziehend. Und wenn dann noch Intelligenz mit Humor gepaart ist…..

Herr Rühmkorf sagt über sein Schreiben, er versuche damit sein eigenes Ich zu sammeln, vor allem wenn es schief im Gelände herum hängt. Wenn das nicht nett formuliert ist! Dass sogar Dennis Scheck von Herrn Rühmkorf angetan ist, sollte mir allerdings zu denken geben.
Man hat ja sonst nichts mehr zu berichten, wenn man zu Hause auf dem Sofa liegt. Ein Leben aus zweiter Hand ist das. Ist es kalt? Glatt? Sogar für die Beantwortung solch einfacher Fragen braucht man einen, der schon draußen war. Knut ist jetzt ein richtiger Eisbär, Schluss mit niedlich, solche Dinge erfährt man Gott sei Dank aus der Zeitung. Und wie das so war 68. Falls man es schon wieder vergessen hat oder durch die Gnade der späten Geburt nicht dabei war. Was haben sie damals gegessen? Welche Filme angesehen? Was gelesen?

Fällt den Zeitungsmachern sonst nichts mehr ein? Dieses plötzliche Interesse für die 68er ist mir suspekt. Wer die Hippies oder Anarchos von damals z. B. für die Misere unseres Bildungssystem verantwortlich macht, hat wohl vergessen, dass wir in den darauf folgenden Jahren fast genau so lange von der CDU regiert wurden wie von der SPD. Und Kohl war nun ganz bestimmt kein Alt-68er. Glorifizieren brauchen wir die 68er deswegen trotzdem nicht. Die Männer von damals schon gar nicht. Deren verqueres Frauenbild ist mir gewaltig auf die Nerven gegangen. Da kann Frau Obermaier ruhig ihren immer noch prachtvollen Busen lüften und peace säuseln. Ich werde meinen jetzt wieder an die Wärmflasche schmiegen und ein wenig in fremden Leben schnökern.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*