Heute nutzten Zehntausende das gute Wetter, um sich die ehemaligen Mauerstücken nachempfundenen Dominosteine anzusehen, die morgen Abend in einer symbolischen Aktion zu Fall gebracht werden. Auf einer  Strecke von 1,5 km markieren die 1000 Steine den früheren Grenzverlauf zwischen Reichstag und Potsdamer Platz. Paul van Dyks Hymne zum Mauerfall wurde zur Probe gespielt, und bei Glühwein und Bratwurst konnte man  sich auf die kommende Weihnachtsmarktsaison einstimmen.  

Die Hotels in der Stadt sollen ausgebucht sein, in den Cafes rund um das Brandenburger Tor gab es keine freien Plätze, und die Kanzlerin aller Deutschen geht morgen unter anderem in Begleitung  von Herrn Gorbatschow über die Böse Brücke an der Bornholmer Straße, die doch eigentlich meine Brücke ist, denn so oft, wie ich dort wartend auf beiden Seiten gestanden habe, kann das gar kein anderer getan haben.

Wir hätten uns vor einem Jahr einen dieser Domino-Steine kaufen und ihn von einem unbekannten Künstler aus dem Prenzlauer Berg bemalen lassen sollen. Schon in ein paar Tagen könnte wir ihn vermutlich gewinnbringend bei Ebay versteigern. Mit dem Erlös könnten wir dann die dicke blaue Beule an der Fahrertür unseres Autos wegmachen lassen, die uns ein Unbekannter letzte Nacht hinein gefahren hat. Keine Frage, dass der Täter weder Telefonnummer noch Adresse hinterlassen hat.  Fieser Charakterzug. Aber wie sagte schon ein kluger Mensch? Man soll sich nicht über Dinge ärgern, die man nicht ändern kann. Also meinetwegen, dann ärgere ich mich eben nicht.

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