Aufgewacht mit einem mulmigen Gefühl. Unruhe. Angst. Im Traum hatte ich zwei Kinder, ein Mädchen, einen Jungen. Das Mädchen wurde mir weggenommen, später sogar umgebracht. Etwas rumort seit Tagen in mir, ich versuche „ihm“ mit sinnlosen Tun beizukommen. Die Stimmungen wechseln in schneller Folge. Gestern heiter, heute im Keller. Der Körper tut das, was er in diesen Situationen immer macht, er verweigert das ordnungsgemäße Funktionieren.

Fahre ins Kant, um mir den Dokumentarfilm „Iraqi Odyssee“ anzusehen.  Eigentlich auch eine Flucht, in der WG werden Menschen zum Brunch erwartet. Stelle in der S-Bahn fest, das Äußere –  alles grau in grau –  deckt sich mit dem Inneren. Sie zeigen den Film im großen Kino, in der dritten Reihe habe ich keinen vor mir, und zwischen mir und einer anderen Frau sind mehrere freie Plätze. Das ist gut.

Der Schweizer Samir erzählt die Geschichte – vor allem auch eine Geschichte über Migration – seiner irakischen Familie.  Onkel, Tanten, eine Halbschwester sind in alle Welt verstreut. Neuseeland, Russland, Amerika, England. Dabei war der Irak einmal ein modernes Land, in dem es normal war, dass auch Frauen studierten, sich modern kleideten, gleiche Rechte wie Männer hatten. Die Menschen auf den Fotos aus den 50er und 60er Jahren sehen genauso aus wie Europäer zu jener Zeit. Und dann änderte sich das zusehends. Unter Saddam Hussein wurde es besonders schlimm. Als ein Onkel von Folter erzählt, klinke ich mich innerlich aus.

Zwar hatte ich überlegt, noch einmal in den Hamburger Bahnhof zu fahren, doch dafür bin ich zu erschöpft. Ich gehe ins „Sy“ gleich neben dem Kino. Das Essen ist gut, dummerweise erwischt es mich mittendrin. Die Tränen kommen in Wellen, ich kann nichts daran ändern. Das geht mit Pausen so bis zum Abend. Eine Pause ist der Ku`Damm Film. Den ich mit dem Redner zusammen ansehe, immerhin haben wir jetzt einen großen Flachbildschirm.

Liegt es an mir, an der teilweise überzogenen Darstellung, ich weiß es nicht, aber so richtig bin ich nicht bei der Sache. Mir fällt ein, dass das auch der Titel eines Buches über Depressionen ist. Besser könnte ich es gerade nicht formulieren. Ich bin zwar mittendrin, aber nicht dabei.

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