Ich sitze am Fenster und schau in den Hof. Das ist meditativ. Das übt. Sollte es heute nicht Schnee geben? Am Himmel keine Wolke. Die Birke kahl. Den Balkon gegenüber hat man noch nicht geschmückt. Gleich ist es dunkel.  Der Skulptur von K. habe ich eine Lichterkette um den Hals gelegt. Interessante Neuigkeiten sind das. 

Vorhin habe ich den Kalender für 2010 aufgehangen. Beeindruckende Szenen des Wuppertaler Tanztheaters, fotografiert von Jochen Viehoff. Auf dem Deckblatt Pina Bausch. Schmal, konzentriert, schön. Lebendig eben. Gestern  im Haus der Berliner Festspiele „Die 7 Todsünden“. Zwei Tänzerinnen sind schon 1976 in dem Stück aufgetreten, das bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat. Jo Ann Endicott so zart und jung noch immer. Kaum zu glauben, wenn ich mal nachrechne, wie alt sie heute sein müsste.

Ich bin  immer noch von diesem Gesamtkunstwerk beeindruckt. Welch gelungene Verbindung von Tanz, Pantomime und Gesang. Wie viel Kraft und Schönheit in den Bewegungen der Tänzer, auch wenn die Themen alles andere als schön waren.  Viel hat sich da seit Brechts Zeiten ja nicht geändert. Im zweiten Teil konnte man dann wenigstens herzhaft lachen.  „Der Mensch ist gar nicht gut. Drum hau ihm auf den Hut. Hast du ihm auf den Hut gehaun, dann wird er vielleicht gut.“  Die Ballade vom angenehmen Leben neu und ungewöhnlich. Vor allem ungewöhnlich komisch. Was wohl Brecht dazu gesagt hätte?

Mechthild Großmann habe ich erst gar nicht erkannt, ich wusste nicht einmal, dass sie zu Pina Bauschs Ensemble gehört. Ich dachte nur, diese Stimme habe ich schon irgendwo gehört. Auch das Gesicht, das am Ende von Surabaya Johnny mit Lippenstift verschmiert war,  erinnerte mich an jemanden. Bis ich auf die Münsteraner Staatsanwältin Wilhelmine Klemm kam, hat es dann noch eine Weile gedauert.

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