habe meine Rosen,die Fuchsien und den Rittersporn begutachtet. Und die fleißigen Lieschen auf der Treppe. Ich brauche größere Töpfe. Genieße das Jetzt. Du bist schon wieder in der Zukunft. Ich lese ein Buch von einem amerikanischen Guru. Ein Rückfall, aber kein schlimmer. Ich weiß, was dieser Mann meint. Aber es fällt mir schwer, immer nur im Augenblick sein. Nicht in die Zukunft und schon gar nicht in die Vergangenheit zu driften. Weil das Gefühl dort nicht stattfindet.

Aber ich denke doch immer „Wenn ich erst einmal mehr Geld habe, meinen Job los bin, dann geht es mir gut. Oder besser.“ Das ist verkehrt. Dann bin ich nicht in der Gegenwart. Ich soll versuchen, den inneren Körper zu spüren. Mir des Energiefeldes bewusst sein, das der Guru Gott nennt. Aber ich kann auch Bewusstheit oder Leben sagen. Wenn mir Gott nicht gefällt. Von Augenblick zu Augenblick. Alles andere ergibt sich von allein. Wenn von mir eine Entscheidung verlangt wird, dann muss ich mich eben entscheiden. Aber ich muss mir keine Gedanken machen, ob das nun gut oder schlecht ist. Oder was für Auswirkungen meine Entscheidung auf die Zukunft hat. Es gibt kein Glück in der Zukunft. Nur jetzt in diesem Moment. Oder es gibt gar nichts.
Die Gurus sind so schlau. Warum kapiere ich es dann nicht? Warum lese ich überhaupt schon wieder so ein Buch? Wenn ich selber nicht weiter weiß, wenn mir mein Leben sinnlos erscheint, dann werde ich rückfällig. Obwohl ich der Esoterik abgeschworen habe. In mir ist eine winzige Hoffnung, dass ich vielleicht bei meinen früheren Studien etwas übersehen habe. Vielleicht stand in irgendeinem der Bücher doch etwas Gescheites. Das mir hätte helfen können. So viele Gurus können nicht irren. Ich bin ein Esoterik-Junkie. Und natürlich lese ich dieses Buch heimlich. Ich möchte mich nicht in Diskussionen verwickeln lassen.

Der Mann raschelt mit der Zeitung. Draußen zwitschern Vögel und kleine Insekten machen großen Krach. Die Blätter der Birke flattern im Wind. In meinen Händen kribbelt es. Das muss das Energiefeld sein. Dann ist da noch der Zahn. Er zieht. Von unten rechts nach oben. Unter der Brust sticht es auch. Und das alles beobachte ich mal so einfach. Das soll ich tun. Und mich um Gottes Willen nicht damit identifizieren. Das Stechen hat aufgehört. Der Zahn ist mit sich selbst beschäftigt. Ist ja wirklich einfach. In der Zwischenzeit hat es zu regnen angefangen. Jetzt mache ich mir Sorgen um meine Rosen.

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