Die Printmedien werden in zehn, maximal in 20 Jahren tot sein. Das behauptet jedenfalls eine befreundete Journalistin. Dann lesen die Menschen nur noch im Netz speziell ausgesuchte Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften. Wenn ich mir den Tagesspiegel so anschau, den ich vor Jahren aus Gründen, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, abonniert habe und den ich immer wieder zu kündigen vergesse, dann ist der schon gestorben.

Die wirklich interessanten Artikel finde ich in anderen Zeitungen, die ich natürlich online lese. An manchen Tagen hole ich die Zeitung aus dem Briefkasten, überfliege die Schlagzeilen, und dann landet sie im Papiermüll. Vorher entnehme ich noch das Sudoku. Nicht für mich! Am Sonntag lese ich mehr. Morgens, mit dem Kaffee im Bett, von hinten nach vorne, von der Kultur zur Politik, das dauert nicht so lange. Allerdings bin ich dann meist schon wieder müde, wenn ich bei der Kolumne von Harald Martenstein angekommen bin, und nicht immer gelingt es ihm, mich wieder munter zu machen.

Heute allerdings hat mich Moritz Rinke mit seinem Artikel auf der 3. Seite vor dem erneuten Einschlafen gerettet. Früher war diese Seite richtig gut. Interessante Menschen wurden dort portraitiert. Der Chef der Drogeriekette dm z. B., der für  ein bedingungsloses Grundeinkommen eintritt. Menschen wie du und ich, die etwas besonderes in ihrem Umfeld geleistet haben. Dann kamen Merkel und Co. und bei mir die Langeweile.

Deswegen wollte ich auch den Artikel erst gar nicht lesen. Manager-Nachwuchs. Führungskräfte. Hertie School. Ich denke so negativ über diese Berufsgruppe. Das ist verkehrt, denn wenn Moritz Rinke Recht hat, dann sieht unsere Zukunft gar nicht so schlecht aus, sollten es diese jungen Leute in beratende Funktionen unserer Regierung oder in internationale Organisationen schaffen. Sie kommen aus allen Teilen der Welt und beschäftigen sich mit fachübergreifenden Fragen. Energie, Umweltökonomie, Klimawandel.  Die Studenten sollen soziale Verantwortung in Unternehmen und Politik tragen. So wie Moritz Rinke einen Professor umarmen möchte, der ausspricht, was wir doch längst wissen, dass das Parteiensystem nämlich keine Politikschule bildet außer in Machterwerb und Machterhalt, so möchte ich Moritz Rinke umarmen. Mein Gott, ich bin halt ein emotionaler Mensch.

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