Die Freundin hatte einen Magen-Darm-Infekt, sie ist noch schmaler geworden. Aber ich sollte natürlich den Kuchen essen, den sie mitgebracht hatte, während es für sie gerade mal ein kleines Butterbrot sein durfte. Mein verspätetes Geburtstagsgeschenk hatte sie auch dabei. Die Autobiografie von Marina Abramovic. Wir hätten uns also gleich wieder verabschieden können. Aber natürlich bin ich in der Lage, meine Neugierde zu zügeln. Zumal mir unsere Gespräche wichtig sind. Nur nicht, wenn es um das leidige Thema Schreiben geht. Um mein Schreiben noch dazu.
Sie besitzt ein großes Talent, ihren Finger in die Wunde zu stecken. Seit Jahren macht sie das, und eigentlich bin ich hinterher immer froh, nur in dem jeweiligen Moment eben nicht. Weil ich dann herum stottere, mich herauszureden versuche, Argumente finde, die natürlich fadenscheinig sind, sofort als Ausreden erkennbar.Wie ich das hasse.
Aber es stimmt schon. Ich lasse mich schnell entmutigen. Habe noch nie in einem Rutsch 40 Verlage oder Agenturen angeschrieben, so wie sie das früher mit ihren Manuskripten oft gemacht hat. Und ich habe auch nie wieder bei dotbooks nachgefragt, was eigentlich aus meinen Texten geworden ist. Ob dazu jemand eine Meinung hat. Allerdings habe ich mich in diesem Punkt ihr gegenüber gar nicht so sehr herausreden müssen. Ein Verlag, der richtige Bücher aus Papier macht, wäre mir sehr viel lieber. Aber ich habe mich eben von dem ersten Feedback geschmeichelt gefühlt. Und gedacht, besser dort als gar nicht.
Und trotzdem habe ich mich jetzt noch einmal an die Schmerzkonferenz gesetzt, das immerhin konnte ich berichten. Weil auch ich in den letzten Wochen über das Thema nachgedacht und dabei ein innerliches Grummeln gespürt hatte. Etwas nagt da. Und mit Klappe halten komme ich dem nicht bei. Mach doch noch mal was, sagte die kleine leise Stimme. Ob ich allerdings noch ein weiteres Mal überarbeiten muss, wahrscheinlich ist das nur eine Art Aufschub, den ich mir gewähren will. Denn ich hatte doch ein sehr gutes Lektorat. Und wie ich mich kenne, wird der Text nicht besser, im günstigsten Fall nur anders.