Wieder einmal an einem Samstag in der Praxis. Ich arbeite gern am Wochenende, das hat mir früher schon am Kinojob gefallen. Die Stimmung ist anders. Eine Art unberührter Stille. Später zum Hackeschen Markt, um mir die Dokumentation „Wir sind Juden aus Breslau“ anzusehen. An die Bilder aus den Lagern werde ich mich wohl nie gewöhnen, und doch hatte dieser Film auch etwas Positives. Immerhin haben die Menschen, um die es in dem Film ging – die Lasker-Schwestern, Fritz Stern und andere – den Holocaust überlebt.

Manche als Einzige aus ihren Familien. Und doch waren sie dann wieder dort – in dem heutigen Wroclaw – um mit jungen Menschen aus Deutschland und Polen über die Vergangenheit zu reden. Und darüber, wie ihr Leben damals  weiter gegangen war. In Palästina. Amerika. England. Frankreich. Während die neu renovierte Synagoge eingeweiht wurde, marschierte in der Stadt der rechte Mob. Da sage niemand, wir müssten nicht länger über die Vergangenheit reden.

Nach dem Film, der mich berührt hatte, stand ich mit dem ersten Glas Glühwein des Jahres eine Weile am Hackeschen Markt. Beobachtete das Treiben, die vorübergehenden Menschen, hörte die vielen unterschiedlichen Stimmen. Marktstände wurden abgebaut, an einem glühte noch ein Feuer, und für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, Teil eines riesigen Orchesters zu sein. Das war schön.

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