Die zweite Runde des heutigen Tages ist absolviert. Dreieinhalb Kilometer. Eine kleine Pause habe ich mir auch gegönnt. Es musste mal wieder das Stamm-Café sein. In der Mittagszeit treffen sich dort die Beschäftigten der umliegenden Büros. Die, die nicht in ihre Kantine gehen wollen. Gehobene Beamte aus dem Innenministerium zum Beispiel. Wichtige Menschen müssen das sein, man sieht so viel Selbstzufriedenheit in den Gesichtern. Niemand wirkt gehetzt, es wird freundlich von Tisch zu Tisch genickt, Umarmungen sind seltener, kommen aber auch vor. Man kommt entspannt zum Essen, nimmt entspannt eine kleine feine Mahlzeit zu sich, dann geht man wieder. Auch ganz entspannt.

Mir ist gleich dieser gemeine Witz vom Beamten-Mikado eingefallen, aber ich bin mir sicher, dass man den Beamten damit Unrecht tut. Die werden schon auch alle richtig arbeiten müssen, kann ja nicht sein, dass so ein Beamter nur für seine Loyalität bzw. seine ständige Verfügbarkeit bezahlt wird.

Während ich da so saß, meinen Kuchen genoss, mich an der Sonne freute, die von Zeit zu Zeit durch die Wolken lugte, von meinem linken auf den rechten Sitzhöcker wechselte und umgekehrt, musste ich an meine Kollegen denken, die gerade ihr Mittagessen hinter sich hatten. 20 Minuten stehen uns offiziell dafür zur Verfügung. Da die meisten jedoch ihre offizielle Frühstückspause nicht nutzen, sondern das mitgebrachte Pausenbrot rasch nebenbei verzehren, werden es mittags eher 30 Minuten. Vor meinem geistigen Auge sah ich unsere hässliche Kantine, die Resopal-Tische, die noch aus den 50er Jahren stammen, die Damen aus den vorderen Büros, die immer in Eile sind, wenn sie zum Essen kommen, die sowieso selten pünktlich erscheinen, weil es immer jemanden gibt, von dem sie aufgehalten werden, die zügig ihr Essen zu sich nehmen, und die genauso schnell wieder verschwinden. Man möchte auch gar nicht länger als nötig in dieser Hässlichkeit ausharren.

Die neuen Inhaber wollen kein Geld für die Kantine ausgeben. Nun ging es 30 Jahre so, dann wird es auch noch weiter so gehen. Sie haben kein Geld. Wir arbeiten leider nicht effektiv genug, da kann man sich den Luxus einer neuen Kantine nicht leisten. Die Lohnkosten………..Und ich tu im Augenblick nicht mal etwas für die Kosten, die ich verursache. Ich ruh mich auf meinen deformierten Bandscheiben aus. Für einen Augenblick hatte ich ein schlechtes Gewissen.

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