Gestern las ich, man müsse erst vergessen, bevor man über das Erinnerte schreiben könne. Aber wo habe ich das? Eben noch hat mir der Monteur den Namen des runden Dings genannt, das sich unten neben dem Brenner befindet, schon habe ich ihn wieder vergessen. Er hat das Ding mit Wasser gefüllt. Glaube ich. Brauchte aber auch ein Gas aus der Dose. Oder so ähnlich. Er hat mir das alles erzählt, ich habe es sofort vergessen. Sofort.
Die Schnelligkeit, mit der ich so etwas vergesse, irritiert mich. Werde ich dement? Bekomme Alzheimer? Andererseits geht das seit ein paar Jahren so. Nee, ne, das ist schlimmer geworden. Sagt die Hypochonderin in mir. Aber immer, wenn ich mit Freunden darüber rede, wenn ich ihnen erzähle, was mir so passiert, hat jeder sofort Beispiele aus eigener Erfahrung parat. Sie gehen in den Keller, wissen unten angekommen schon nicht mehr, was sie da wollen. Es werden Namen, Brillen, Geldkarten und -börsen, Bücher, Eintrittskarten – gerade noch vorhandene Dinge eben – gesucht. Und manchmal an den eigenartigsten Plätzen gefunden. Das erzählen sogar junge Menschen. Tröstet mich trotzdem nicht.
Seit einer Stunde regnet es jetzt schon. Das ideale Wetter, um drinnen zu bleiben und sich am Schreibtisch aufzuhalten. Für den ich nach wie vor Stulpen brauche, weil ich sonst an den Unterarmen friere. So ein Glastisch sieht gut aus, macht den Raum größer, aber er ist eben auch kalt. Was im Sommer dann wieder angenehm ist. Die Freundin schrieb, vielleicht ginge es ja auch darum, mich neu auf das Schreiben einzulassen. Nachdem ich bei unserem Treffen lamentiert hatte, ich könnte sowieso nicht mehr, mir fiele auch nichts ein, ich wüsste nicht, wie, und warum schon gar nicht. Meine erste spontane Reaktion, nachdem sie vorgeschlagen hatte, mal wieder Schreibferien zu machen. Ich will. Und ich will auch wieder nicht. Die zwei Seelen in meiner Brust. Von den 23 anderen mal abgesehen.