Unser letzter Tag. Falls ich mich nicht zu einer Verlängerung entscheide. Und das will gut überlegt sein. Ich wäre eine Nacht bestimmt ganz allein hier. Würde ich schlafen? Gestern haben wir lange vor der Tür gesessen und geredet. Nur von Mond und Sternen beschienen. In der Dunkelheit ist es leichter, sich den unangenehmen Themen zu widmen.

Zum Beispiel darüber, dass wir uns manchmal mit dem Gefühl schwer tun, in einer Runde nicht gesehen zu werden. Wenn es keine Resonanz gibt. Alle reden miteinander, mal über Dinge, die mich nicht interessieren, mal versichern sie sich gegenseitig ihrer gelungenen Leben, während ich mich zunehmend unwohl fühle, in eine Art Starre falle, unfähig, den Ort zu verlassen. Aber ich könnte mich doch bemerkbar machen. Sagt die Freundin. Sie hat nicht nur gut reden, sie hat offensichtlich auch vergessen, dass manche Dinge leichter gesagt als getan sind. Aber stimmt. Ich könnte mich bemerkbar machen. Hallo. Huhu. Ich bin auch da. Wenn ich den richtigen Zeitpunkt nicht längst verpasst hätte.

Früher,  so mit 30 oder 40, dachte ich, wenn ich älter oder alt bin, dann werde ich souveräner sein. Erhaben über  kleinliche Gefühle, irgendwie stärker, unabhängiger. Jetzt glaube ich, das mit den kleinen Schritten geht immer so weiter. Bis ich 80 bin. Oder 90. Falls ich nicht abberufen werde vorher. Aber jetzt werde ich erst einmal zum vielleicht letzten gemeinsamen Abendessen gerufen. Kartoffeln und Kürbis aus dem Ofen. Mit Quark.

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