Als wir losfuhren, saß die Spanierin gerade beim Frühstück. Sie ist eigentlich krank, wollte aber trotzdem später ihren Nachtdienst antreten. „Du hast ein schönes Leben.“ Das sagt sie mir oft,  manchmal regt sich dann ein kleines schlechtes Gewissen in mir. Aber soll ich mich für mein Alter rechtfertigen? Oder auf die vielen Jahre  meiner Berufstätigkeit verweisen? Am Großen Fenster schon wieder dieses wunderbare Licht. Ein paar Mutige sogar im Wasser. 

Den Sonnenuntergang wollten wir von den Wannseeterrassen aus betrachten. Auf meinem neuen Rad sähe ich sehr sportlich aus, fand die Holländerin. Allerdings bin ich immer das Schlusslicht, auch gestern waren der Hausmann und sie immer vor mir am Ziel. Kein Wunder, ich habe Probleme mit der Gangschaltung (muss ich jetzt in die oder in die Richtung drehen?), vor einem kleinen Berg vergesse ich das Schalten gleich ganz, dann schiebe ich mal wieder, also alles mehr Schein als Sein, würde meine Omma sagen.

Und ganz gewiss würde sie diesen Spruch auch auf die Wannseeterrassen anwenden. Also dieser Blick. Wirklich großartig. Das Ambiente nett. Biergarten neben Restaurant. Proleten neben Bürgern. Oder was sich die Geschäftsleitung so gedacht hat. Falls gedacht wurde. Was aber gar nicht schlimm wäre, wenn man im Biergarten denn bedient werden würde. Oder wenn man sich irgendwo selbst bedienen könnte. Das Service-Personal scheint die schlechte? Bezahlung an den Gästen auszulassen. So viel Unmut, Unfreundlichkeit, schlechte Laune, leider auch Arroganz, habe ich lange nicht auf einem Haufen gesehen. Muss man mit Scheinen wedeln?

Wir sind dann wieder gegangen. Man kann schließlich auch anderswo ein schnödes Bier trinken. Bei den Bikern auf der Spinnerbrücke. Da wird schnell gezapft, die Menschen  sind freundlich, haben auch im Stress noch Humor, und weil wir drinnen blieben, hatten wir es sogar noch warm. Es ist nicht nur ärgerlich, dass das Geld die Welt regiert, vor allem ärgert mich, dass es einem die schönen Plätze wegnimmt.

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