Der Ausflug nach Caputh hat sich nicht nur wegen des leckeren Pflaumenkuchens im Fährhaus gelohnt. Wir sind vorher noch in den Genuss eines interessanten Features über die Verlegerin Antje Kunstmann gekommen. Ich hatte schon überlegt, ob wir noch weitere fünfzig Kilometer fahren müssen, nur damit ich die Sendung vom Deutschlandfunk bis zum Ende hören kann. Aber der Mann ist erfindungsreich, wir haben uns auf den Parkplatz gestellt und sind noch eine halbe Stunde im Auto sitzen geblieben, bevor wir dem Ruf des Kuchens folgten. Da hätte ich auch selber drauf kommen können. Vorgestellt wurde eine kritische, engagierte, leidenschaftliche Frau, die sich den Luxus erlaubt, Bücher zu machen, die ihr selber gefallen. Die ihre Autoren mag und sie in den höchsten Tönen lobt, darunter Multi-Talente wie Fanny van Dannen, von dem sie auch ein Musikstück dabei hatte. Ich habe gleich gute Laune bekommen, vielleicht, weil sich echte Begeisterung für eine Sache mitteilt, weil ich allein vom Hören angesteckt wurde und Lust bekommen habe, ein paar der am Rande besprochenen Bücher zu lesen oder nach finnischem Tango zu tanzen. Frau Kunstmann hat damit am eigenen Beispiel demonstriert, was man ihrer Meinung nach unter einer guten Kritik verstehen kann, wenn sich nämlich die Leidenschaft des Kritikers dem zukünftigen Leser oder Hörer mitteilt. Aus dem aktuellen Verlagsprogramm interessiert mich vor allem Sari Nusseibeh, der über sein Leben in Palästina schreibt. Aber eigentlich ist das gesamte Sortiment empfehlenswert. Nicht zu vergessen die CDs, einige davon mit Hans Zischler, der ein wunderbarer Vorleser ist. Und vor allem sollte ich viel mehr Radio hören. Nicht nur, weil ich dadurch klüger werde, nein, weil es glücklich macht.

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