In welch kurzer Zeit der Garten weiß geworden ist. Und wie verspielt die zarten weißen Flocken vor meinem Fenster. Es ist noch keine halbe Stunde her, dass ich den Topf mit Bioabfällen zum Kompost getragen habe. Es regnete und war ungemütlich. Und nun dies. Trotzdem eine gute Idee, den Spaziergang zu verschieben, den der Mopedfahrer und ich für heute geplant hatten. Angeregt durch den Film über Goldsworthy wollten wir nach Brüchen im Stadtbild suchen. Und falls wir keine finden wenigstens endlich den Invalidenfriedhof besichtigen.

Aber dafür sollte es doch ein wenig wärmer sein. Ich kann also ohne Termindruck weiter in dem dicken Buch lesen,  das mir gestern Abend entgegen gefallen ist, als ich eigentlich den Fotoband von OSTKREUZ aus dem Regal ziehen wollte. Briefe, zwischen 1992 und 2005 geschrieben, meine Mannheimer Freundin und fleißige Schreibpartnerin hatte sie noch einmal abgeschrieben, ausgedruckt und mir gebunden zum Fünfzigsten geschenkt.

Das ist jetzt zwölf Jahre her, ich habe seit Jahren nicht mehr darin gelesen. Finde es jetzt aber spannender als einen Krimi. Manchmal bin ich so gerührt, da muss ich weinen. Und manchmal lache ich Tränen. Wenn sie eine kleine Abhandlung über die kurzen Hosen schreibt, die manche Männer im Sommer so gern tragen. Sie hat eine scharfe Zunge, britischen Humor und eine flotte Feder, gleichzeitig ist sie einfühlsam und verletzlich.

Eine wunderbare Freundin bis heute. Die mir nicht nur diese Freude gemacht hat damals, nein, sie hat in den Jahren meiner esoterischen Phase auch meine oft recht klugscheißerischen Hinweise ertragen, dazu die im schnellen Tempo wechselnden Ideen, die Verliebtheiten und den Liebeskummer, das muss echte Zuneigung sein. Und wie schnell unser beider Leben damals war. Da schwirrt mir heute der Kopf.

Wenn ich an all die Briefe denke, an die unterschiedlichen Schreiber,  mit denen ich in Kontakt bin, auch an Tagebüchern würde da einiges zusammenkommen, da könnte man fast einen Verlag gründen. Eine Edition. Könnte man. Vielleicht. Oder man könnte es sein lassen.

1 Kommentar

  1. Uschi
    geschrieben am 18. Januar 2018 um 22:04 Uhr| Permalink

    Oder eben nicht! Vielleicht könnte man nicht nur, sondern sollte sogar!

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