Ein Künstler aus Mönchengladbach möchte im Rahmen einer Performance einen Sterbenden ausstellen. Museumsdirektor und Kulturstaatssekretär reagieren empört. Anstatt Tabus zu brechen sollten Künstler lieber neue Tabus aufstellen. Das las ich heute in der Zeitung. Ob die betreffenden Herren das nun tatsächlich so gesagt haben, wer weiß das schon. Journalisten schreiben allerlei, wenn der Tag lang ist. Gern schreiben sie auch voneinander ab, ohne den Wahrheitsgehalt einer Information zu überprüfen. Allerdings hatte ich das mit der Performance auch im Radio gehört. Die Idee kann man nun geschmacklos finden oder genial, pietätlos oder fortschrittlich. Der Tod an sich ist ein Tabu. Und ich bin dafür, dass es infrage gestellt wird. Man empfiehlt uns, teure Lebensversicherungen abzuschließen, aber mit dem Sterben sollen wir uns nicht beschäftigen. Und schon gar nicht sollen wir uns damit auseinander setzen, wie gestorben wird und wo. In Krankenhäusern und Pflegeheimen. Hinter verschlossenen Türen. Bis es aber so weit ist, verlängern wir das Leben, koste es, was es wolle, auch gegen den Willen des Patienten. Es ist unanständig, dass überhaupt gestorben wird. Und öffentlich, das geht schon mal gar nicht.

Wer weiß, auf was für Ideen die Menschen kommen, wenn sie sehen könnten, wie das so ist in den letzten Minuten, den letzten Sekunden. Was da wirklich zählt. Eine Hand, die unsere hält. Ein freundliches Wort. Vielleicht würden wir aufhören, unwichtigen Dingen hinterher zu jagen. Vielleicht wären wir nicht mehr so manipulierbar. Vielleicht würden wir öfter mal inne halten und uns fragen, ob wir wirklich das tun, was wir immer tun wollten?

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