Seit gestern ist die kleine Tochter meiner Celler Freundin bei mir. Letzte Woche ist sie zehn geworden. Wenn sie eines nicht mag, dann ist es Stress. Vor dem Kino wollten wir heute eigentlich noch in den schönen Kinder-Second-Hand-Laden in Kladow.  Die Jacke, die ich fotografiert, aber nicht gekauft habe, gefällt ihr zwar, aber die Idee, sich zu beeilen, damit wir die Fähre schaffen, die missfällt ihr. Das würde ja Stress bedeuten. Lieber hier noch eine Weile gemütlich vor uns hin.

Wir versuchen beide, am gleichen Schreibtisch zu arbeiten. Sie schreibt in ihr kleines Heft, malt, dann habe ich eine Idee. Wir könnten ein großes Bild machen. Ich übertrage die Umrisse ihres Körpers auf Packpapier, und jetzt sitzt sie auf dem Boden und sucht in alten Zeitschriften nach Motiven. Eine Collage soll es werden. Ich bin gespannt.

Sie ist so kreativ. Das war sie schon immer. Aber nicht ganz einfach, da sind wir uns ähnlich. Als wir gestern eine kleine Theaterszene improvisiert haben, fehlten mir am Ende die Worte. Sie war die aufmüpfige junge Königin, ich der alte König. Nach einigem Hin und Her, in dem sie mich am Ende als hässlichen alten Sack beschimpft hatte, wusste ich mir nicht anders zu helfen.

König: „Sie kommen in den Kerker.“
Königin: „Das werden wir ja sehen.“
König: „Wachen! Wo sind verdammt noch mal die Wachen?“
Königin, schnippisch: „Die sind weg. Mit denen habe ich gestern geknutscht. Sie kümmern sich ja nicht um mich.“

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