Den Tag gestern halb liegend im Gartenstuhl auf der Terrasse verbracht. Verpflegt vom Hausmann, dem guten Geist. Auch mit Lektüre hat er mich versorgt. „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Harari. Tatsächlich sehr spannend geschrieben, aber eigentlich nichts für meinen Zustand. Ich habe den Schwindel auf das dritte Glas Wein geschoben, dass ich Freitag Abend in einem Anfall von Übermut mit Herrn W. in einer Kneipe am Zoo zu mir genommen habe. 

Aber mir ist auch heute noch komisch. Das Wetter vielleicht. Oder doch das drohende Treffen mit der Siebener-Bande. Alte Freunde aus Süd-Deutschland, die in den 80ern den 1. Mai oft in Berlin verbracht haben. Als Geschenk zum 60sten von H. jetzt eine Art Revival-Tour. Zu der ich doch irgendwie dazu gehöre. Und nun dreht etwas in mir durch. Neulich habe ich in einem Anflug von Panik schon einen Geburtstag verlassen.

Fremde Menschen beunruhigen mich dagegen gerade nicht. Am Freitag vor den Fotos von Irving Penn habe ich mich sogar ausgesprochen gut gefühlt. Irgendwie aufgehoben. Noch schnell eine Stunde ins C/O, bevor ich mir mit Herrn W.  „3 Tage im Quiberon“ angesehen habe.

Romy Schneider muss eine sehr einsame Frau gewesen sein. Eine, die auflebte, wenn sich eine Kamera auf sie richtete oder wenn es Champagner zu trinken gab. Sie wollte ein liebes Mädchen sein, was ohne Drogen nicht ganz einfach zu bewerkstelligen ist, wie ich weiß, und anstatt den unverschämten Journalisten in seiner Wohlgefälligkeit sitzen zu lassen, machte sie eine gute Miene zum bösen Spiel. Wir haben später auch eine gute Miene gemacht, sogar als sie uns mit Peter Alexander und Vicky Leandros zum Verlassen der Kneipe bewegen wollten.

Die Stimmung auf dem Heimweg von der S-Bahn fast magisch. Eine Krähe zankte mit einer Lautstärke und Vehemenz, wie ich das noch nie gehört habe. Ganz bestimmt noch nie nachts um eins. Über mir ein fast voller Mond, auf der Rehwiese übertrafen sich die Nachtigall-Männer in ihren Gesängen, und dann uhute auch noch ab und zu ein Kauz. Dazu ein leichter Wind, der Geruch von Erde und Wiese, auch etwas Süßes lag in der Luft, ich dachte, wenn ich jetzt sterbe, dann wäre das in Ordnung. Aber jetzt freue ich mich doch, dass ich noch lebe.

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