Frühlingsgefühle. Endlich die dicke Jacke ausziehen und das Gesicht in Wärme baden. Darauf hoffen, dass jetzt alle Hürden genommen und keine weiteren Formulare auszufüllen sind. Die Schmerzen im Rücken ignorieren, die bestimmt nicht von der Leber sondern vom Iliosakral-Gelenk kommen, das mich immer mal wieder ärgert. Mich an dem neuen Buch freuen, in dem Alain de Botton erklärt, auf welche Weise Werke der Kunst und Architektur von ihrer Vision des Glücks erzählen. Wenn ich auf etwas stoße, das ich schön finde, dann heißt das eigentlich nur, dass ich einen materiellen Ausdruck dessen gefunden habe, was sich mit meinen Vorstellungen von einem guten Leben deckt. Unter diesem Aspekt habe ich meine Reaktionen auf Häuser noch nie betrachtet. 

Das Mies van der Rohe Haus am Obersee ist solch ein materieller Ausdruck. Ein minimalistischer L-förmiger Bau mit großen Fensterflächen, den ich sofort besetzen möchte. Garten und See wirken wie eine Erweiterung des Raums. Drinnen warm wie im Sommer, draußen auf dem See eine Eisschicht. Dieses Wohnhaus war das letzte, das van der Rohe vor seiner Emigration nach Amerika gebaut hat. Das Ehepaar Lemke hatte sich vom damaligen Bauhausdirektor „ein kleines und bescheidenes“ Wohnhaus gewünscht. Das würde mir auch genügen.

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