Was tun, wenn der Körper sich weigert, in gewohnter Weise zu funktionieren? Wenn Magen und Darm spinnen und ich gar nicht so viel schlafen kann, wie ich müde bin? Wenn mir meine drei Treppen, die ich sonst zwar auch nicht wie ein junges Reh hinauf hüpfe, die mir aber leicht fallen, plötzlich wie ein steiler Berg erscheinen? Dann ist der Körper mal wieder klüger. Dann sagt er mir, wenn ich so weiter mache, dann verweigert er mir die Freundschaft. Endgültig. Allein mit Schmerzen kommt er bei mir offensichtlich nicht weiter. Glaubst du wirklich, du könntest mit Gewalt kreativ sein? An mehreren Projekten gleichzeitig arbeiten? Und wunderst du dich, wenn dabei nichts Gescheites heraus kommt? 

Nein, ich wundere mich natürlich nicht. Manchen Menschen hilft es vielleicht, wenn sie denken, sie müssen etwas tun. Unbedingt. Weil sie sonst den Job verlieren, keinen neuen bekommen, keine Anerkennung, kein Geld, weil sie Angst davor haben, arm zu werden und nichts mehr wert zu sein. Bei mir bewirkt dieses Denken eher das Gegenteil. Da, wo früher nur ein Knoten war, sind plötzlich drei oder sieben, und das ist steigerungsfähig. „Ich muss“ oder „Ich will“, das sind Wortkombinationen, die dazu führen, dass plötzlich gar nichts mehr geht. Was ich tagelang, manchmal sind es auch Wochen, nicht akzeptiere. Ich mache trotzdem weiter. Schreibe unsinnige Texte und die 20igste Version eines Exposes. Das zwar in Nuancen anders ist als die anderen 19, nur eben nicht besser.

Dabei weiß ich doch spätestens seit der Reha 2008, dass ich Phasen brauche, in denen ich nichts tu. In denen ich weder lese noch Radio höre, Fernsehen sowieso nicht, in denen ich nicht recherchiere, keine Mails schreibe, nichts eben. Müßiggang nannte man das früher. Ist heute verpönt. Das sollte mir nichts ausmachen. Sollte ist auch so ein Wort. Also, ich weiß, dass es mir gut tut, und darauf setze ich jetzt meine Hoffnung. In den Tagen, die ich mir zur Erholung verordnet habe, möchte ich außerdem so wenig Geld wie möglich ausgeben. Und damit einer von vielen Zukünften ins Auge schauen, in der ich vielleicht arm aber zufrieden bin.

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