Mit der S-Bahn bis zum Alex. Im Zwischengeschoss hält mir ein dümmlich kichernder junger Mann seine hohle Hand entgegen.  „Na Mutti!“ Glaubt er, ich bin ihm dankbar, weil er mich nicht Omi genannt hat? Statt Kleingeld gebe ich ihm einen guten Rat. Verarsche nicht die Leute, von denen du etwas willst. Wenn er ihn befolgt, könnte sich das in barer Münze auszahlen. Nehmen wir mal an, er hätte charmant gelächelt, als er meiner ansichtig wurde. Hätte eine kleine Verbeugung angedeutet. Ich spreche nicht von einem Bückling. Angedeutet!

Und dann eine nette Anrede. Madame vielleicht. Zeugt von einer gewissen Bildung immerhin. Je nach Frauentyp könnte er auch  „Gnädige Frau“ oder „Lady“ benutzen. Oder Ma’am meinetwegen. Liebe Frau würde ich auch vermeiden. Klingt genauso blöd wie „Liebe Leute, ich bin der Thomas, und ich würde mich sehr freuen, wenn mir der eine oder andere …..“  Sollte ich eines Tages als kleinen Nebenerwerb Workshops für Schnorrer anbieten, werde ich mir detaillierte Strategien überlegen.

Weiter mit der U5 bis zum Tierpark. Für Jahreskartenbesitzer immer wieder ein sich lohnender Ausflug. Preiswert. Die 50 Euro, für einen Arbeitslosen sind es 40, die man einmalig anlegen muss, die haben sich schon nach 5 Besuchen amortisiert. Weitläufige Anlage. Breite Wege. Man kann stundenlang laufen. Viele Bänke zum Ausruhen. Zum Schauen.  Auch ein kleines Nickerchen ist möglich. Wenn man mit eigenem Proviant anreist, braucht man nur noch 30 Cent, falls man mal die Toilette aufsuchen möchte. Frauen sollten also die 30 Cent dabei haben.

Die Tüpfelhyäne nimmt ein Sonnenbad. Die Varis, das sind kleine Halbaffen aus den Regenwäldern Madagaskars, wollen wissen, was man in der Tasche hat. Die Flamingos stehen alle auf einem Haufen und machen Krach. Und Dimas, der kleine Elefant, der gerade mal anderthalb Wochen alt ist, der liegt im Heu oder schläft ans Bein seiner Mutter oder Tante gelehnt im Stehen. Wenn er wach ist, beschäftigt er sich mit seinem Rüssel, spielt, erkundet seine Welt. Die natürlich nicht annähernd so groß ist, wie ich mir das für den kleinen und auch für die großen Elefanten wünsche, wie ich es mir für alle Tiere wünsche. Und doch siegt in diesem Fall mal nicht das schlechte Gewissen. Dann bin ich froh, dass diese Tiere da sind. Dass ich sie anschauen kann, mich an ihnen freuen. Hätte ich eine Art Notfall-Liste, so wie es Notfall-Tropfen gibt, dann stünde da an vorderer Position: Regelmäßig Tiere beobachten. Weil das glücklich macht.

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