Der Kopf ist durchgelüftet, die Waden schmerzen, die Füße sind breiter geworden. Mit dem Auto nach Frankfurt Oder, von dort mit dem Bus nach Lebus, zurück wird gelaufen. 16 Kilometer. Das müssten wir in vier Stunden schaffen. Das Lebuser Land, die Oder-Auen, eine der schönsten Landschaften, nicht nur in Brandenburg. Es gibt einen Weg an der Oder entlang, aber der muss erst einmal gefunden werden, mit der Ausschilderung haben es die Brandenburger nicht so. Natürlich finden wir dann doch die Adonishänge, freuen uns an den ersten Röschen und an dem schönen Blick auf die Oder, es sind noch nicht so viele Menschen unterwegs. Zur Hochblütezeit der Adonisröschen, wenn die Hänge gelb sind, werden hier ganze Busladungen aus Berlin ausgekippt. 

Auf einem Hügel mit weitem Blick machen wir unser Picknick. Es ist warm, die leckeren Brote, der Espresso, die hart gekochten Eier, das Obst, da kann man schon angenehm schläfrig werden. Noch fünf Kilometer bis nach Frankfurt, das haben wir vor 30 Minuten auf dem Schild gelesen. Noch fünf Kilometer wären es gewesen, gäbe es die Brücke noch, die über den Nebenarm der Oder über die Wiesen an den Fluss führt, aber die hat längst das Zeitliche gesegnet.

Es muss zwar eine zweite Brücke geben, nur finden wir die nicht. Und laufen einen großen Bogen, zurück zur Straße, über stopplige Felder, überqueren Wiesen, dann sehen wir ihn wieder, den Fluss. Nur scheint der Weg zu ihm immer noch versperrt. Da sind sie wieder, die Wasserarme, die unüberwindlichen. Wir waten durch Morast und Sumpfwiesen. Und weil wir auf keinen Fall den ganzen Weg wieder zurück gehen wollen, ziehen wir am Ende Strümpfe, Schuhe, Hosen aus, hoffen, dass der Untergrund nicht nachgibt, das Wasser geht uns hier bis zu den Oberschenkeln, aber dann haben wir es geschafft. Nach sechs Stunden sitzen wir am Oder-Turm in der Abendsonne und trinken ein kühles Bier. Und ich nehme mir vor, dass ich morgen keinesfalls länger als zwei Stunden laufe.

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