Wenn alles vorbei ist, weiß ich schon nicht mehr, wovor ich mich eigentlich gefürchtet habe. Die Sonne schien, es war angenehm warm, die Angriffe der Wespen hielten sich in Grenzen, die Gäste haben sich nicht gelangweilt, man ist quer und längs über die Tische hinweg miteinander ins Gespräch gekommen. Auch wenn wir nicht abschließend klären konnten, ob ich vielleicht insgeheim dagegen bin, dass ältere Männer Sex haben. Weil mir die Phantasien der Roths und Walsers auf die Nerven gehen. Das muss man sich mal vorstellen. Ich! Gönn denen den Sex nicht!

Das Gourmet-Frühstück vom ProMo war lecker und den Straßenmusiker einzuladen, war auch eine gute Idee. Er hat mit seinem Blues sofort für gute Laune gesorgt, fast hätten wir mitten auf der Straße getanzt. Wir Frauen jedenfalls. Von Männern weiß man ja, dass sie gern sitzen bleiben. Aber das ist vielleicht auch schon wieder diskriminierend. Also von einigen Männern weiß ich, dass sie……von meinem zum Beispiel.

Dann haben wir uns aber doch nicht getraut. Ich sowieso nicht. Ich war ja verantwortlich. Auch dafür, dass die jungen Leute am Nachbartisch es lieber ruhiger gehabt hätten. Die Musik schien ihnen nicht zu gefallen. Vielleicht mögen sie keine Straßenmusik. Oder sie mögen die nicht, die ihre Eltern früher gehört haben. Ich gehöre ja zu dieser Eltern-Generation. Wir sind jetzt die Alten. Noch nicht ganz alt, aber eben älter. Ein paar von uns haben schon Enkelkinder. Manchmal reden wir über die. Zeigen ein Foto.

Wenn ich mir das so vor Augen halte, dann stelle ich fest, dass ich schneller gealtert bin, als ich mir das früher vorgestellt hatte. Gestern war doch noch……..aber egal, ich soll ja vorwärts schauen. Nein, das stimmt nicht. Ich soll im Hier und Jetzt sein. Mich mit meinen Schmerzen auseinander setzen. Nicht auseinander setzen, annehmen soll ich sie. Damit sie verschwinden können. Im Annehmen bin ich nicht so gut. Und wieso soll ich Schmerzen annehmen, wenn ich sie doch loswerden will? Aber versuchen kann ich es ja mal. Also gut. Ich atme ein, ich atme aus. Ich atme ein, ich atme aus. Ich atme in den Rücken, ich atme aus. Rein in die Hüfte, raus aus der Hüfte. Rein in die Knie, raus. Und weiter geht es zu den Schultern. Den Ellenbogen. Die Füße nicht vergessen. Ich atme rein, ich atme raus. Und jetzt, Achtung! Ich nehme an. Hast du gehört? Ich nehme sie an. Hallo? Ist da jemand?

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