Über mir im Baum eine gurrende Taube. Nebenan fährt der kleine Rasenroboter seine einsamen Kreise. Auf der Terrasse überall Nussschalen. Da waren wohl einige Eichhörnchen aktiv. Die Sonne eingeklemmt zwischen zwei Bäumen. Gestern sind wir ihr im Kleinen Salon mit unseren Stühlen hinterher gerutscht. Als ich mit den Schwestern zur Urania gefahren bin, habe ich mich geärgert, weil ich viel zu warm angezogen war. Nachts auf dem Fahrrad habe ich mich dann über die Lederjacke gefreut, die ich zusätzlich dabei hatte.

Ich hätte nie gedacht, dass es jemandem gelingen könnte, der Freundin ihren Rilke madig zu machen. Der Film von Rüdiger Sünner „Engel über Europa“ hat es geschafft. Eigentlich hätte sie den Regisseur gern gefragt, ob ihm dieses ganze Erhabene nicht auch manchmal genervt hat. Aber dann hat sie es gelassen. Dafür war sie in der S-Bahn immer noch sauer. Ich muss jetzt noch lachen, wenn ich daran denke. Eigentlich bin ich ja diejenige, die sich über zu viel Erhabenheit aufregt.

Mich haben eher die kleinen Inszenierungen gestört. Wenn es kein Filmmaterial gab, hatte der Regisseur Fotos, Gläser, Kerzen drapiert. Hätte er von mir aus sein lassen können. Aber sonst. Rilke war ein Suchender. Und er scheute sich nicht, das Wort Gott zu benutzen, auch wenn er mit Religion und Kirche nicht viel am Hut hatte. Da gibt es Parallelen. Vielleicht war ich deswegen etwas großzügiger mit meiner Wertung.

Oder ich war erleichert. Das ist auch möglich. Und deswegen weniger kritisch. Beim gemeinsamen Mittagessen bei den Schwestern hatten die mir nämlich ganz schön zugesetzt. Warum ich überhaupt mein Zimmer tauschen wolle? Wozu dieses Opfer? Die Argumente fanden dann tatsächlich den Weg in meinen Kopf. Also meinetwegen, überlassen wir das Appartement doch der Thailänderin.Wenn es nach der ganzen Putzaktion tatsächlich zumutbar ist. Wenn wir noch einen kleinen Teppich auf die Flecken legen. Wenn wir gutes Bettzeug haben. Eine Tagesdecke. Einen Papierkorb. Das alles haben der Hausmann und ich von den Schwestern gleich nach Hause getragen. Und morgen müssen die Männer irgendwie das große Bett vom Gästezimmer ins Apartment schaffen. Und ich sollte affirmieren, visualisieren, dass ich die Mail richtig verstanden habe. Dass die junge Frau nicht heute schon vor der Tür steht.

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