Habe das Blutdruckmessgerät vorzeitig abgegeben, es hatte seine Messungen eingestellt. Keine Lust vielleicht. Nach unserem opulenten Mittagsmahl brauchte ich dann dringend eine Pause. Aufgewacht zwei Stunden später, da hatte der Chor schon angefangen. Vielleicht ist mein hoher Ruhepuls für die Erschöpfung zuständig. Dazu diese innere Hitze. Ich hätte mich in der S-Bahn mal wieder auswringen können. Mit der Schreibfreundin ins C/O.
Nicholas Nixon fotografiert seine Frau Bebe und ihre drei Schwestern seit 1975 einmal im Jahr. Mit einer Großbildkamera, immer in Schwarz-Weiß. Das letzte Foto in der Ausstellung ist von 2017. Immer stehen sie in der gleichen Reihenfolge nebeneinander, mal berühren sich alle irgendwie, mal nur zwei, mal sieht es aus, als würden Allianzen gebildet, immer kann man sich beim Betrachten was denken. Ich liebe derartige Wiederholungen.
Mal war es die jüngste der Schwestern, die uns beschäftigte, dann wieder die mittlere. Und warum haben wir zur links stehenden so gar keine Ideen? Von hinten nach vorn betrachtet ändert sich unser Eindruck noch einmal. Was Gesichter und Augen doch alles erzählen. Oder was wir darin zu entdecken glauben.
Wir haben uns auch gleich wieder daran erinnert, dass wir schon lange mal alte Fotos anschauen wollen. Ein Projekt für die nahende Kaltzeit. Am Kamin werden wir – ein wenig vorsortiert – uns gegenseitig unsere Fotos zeigen. Eine Reise in die Vergangenheit, in eine Zeit, als ich die Schwestern noch nicht kannte. Und weil uns die Idee so gefallen hat, etwas über einen längeren Zeitraum zu verfolgen, ein gemeinsames Projekt sozusagen, wollen wir zukünftig Mittwoch um 10.30 Uhr fünfzehn Minuten lang mit der Hand schreiben, sie bei sich, ich bei mir. Natürlich habe ich mich dann auch daran erinnert, dass Herr W. mir schon im letzten Jahr von einem ähnlichen Projekt berichtet hatte. „Ich-erinnere-mich-an.“ Vielleicht hätte er ja Lust, sich mit uns zusammenzutun.