Gestern wäre mir fast ein Kaffee ans Bett serviert worden, hätte ich im Moment der Lieferung nicht schon daneben gestanden.  Allerdings noch nicht im Voll-, auch nicht im Teilbesitz meiner geistigen Kräfte. Der Hausmann hatte aus dem Fehlen meines Equipments in der Küche seine Schlüsse gezogen. „Ich dachte, Sie hätten vielleicht einen Kater Madame.“ Sehr umsichtig. Und rührend. Auch zutreffend, weil wir am Sonntag spät den Rest vom Whiskey ausgetrunken hatten. Manchmal bin ich unvernünftigt.

Und dann liege ich schlaflos. Allerdings passiert das auch ohne Whiskey. Zwischen vier und sechs bin ich mal wieder wach. Es sind nicht direkt Sorgen, die mich dann beschäftigen. Zumal es mit dem Iraker nun doch geklappt hat. Kaum hatte ich mich über das Jobcenter beschwert, innerlich zumindest, da hatte er die Erlaubnis. Gestern Abend hat er ein Bett gebracht. Es ist eher so, dass ich mir in diesen frühen Stunden  der Endlichkeit des Lebens, meines Lebens bewusst bin. Alte Fragen tauchen auf. Wie komme ich hierher? Was soll das Ganze?

Eine Weile beobachte ich meinen Atem. Dann rekapituliere ich Gedichte, das habe ich mir vom Hausmann abgeschaut. Zufälle sind die Menschen, sagt Rilke in dem Gedicht, das ich gerade lerne. Meist komme ich nur bis als legte sich das Land. Dann legt sich ein Schatten auf meine Erinnerung. Und ich fange wieder von vorn an. Irgendwann höre ich die Spanierin, die sich für die Frühschicht fertig macht. Langsam verändert sich das Licht draußen. Zwischen sechs und sieben schlafe ich noch einmal ein.

1 Kommentar

  1. Mr Houseman
    geschrieben am 28. November 2018 um 21:08 Uhr| Permalink

    Seien Sie versichert, Madame, eine eventuelle geistige Unpässlichkeit ist mir in keinster Weise aufgefallen!

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