Ich habe den Tagesablauf verändert, quäle mich nicht mehr vom Bett direkt in die Laufschuhe, sondern setze mich mit Kaffee und Banane an den PC. Dort bleibe ich ungefähr zwei Stunden, danach ein Schwenk ins Bad, anschließend wird geturnt. Ein Durchgang dauert 45 Minuten, dann sind alle schmerzenden Körperteile bewegt, gedehnt, gerollt, gestärkt. Ich höre Radio dabei, das ist interessant, gelegentlich spornt es sogar an. Wenn ich von den Themen besonders fasziniert bin, turne ich schon mal zwei Einheiten hintereinander.

Bei den Pilates-Übungen erfahre ich, dass The Zimmers ihre erste CD heraus gebracht haben und zu Besuch in Deutschland sind. Die älteste Band der Welt, das älteste Mitglied ist 100, ein 65jähriger gilt bei denen als junger Hüpfer. Kein Wunder, wenn das Durchschnittsalter bei 78 liegt. Sie haben auf „Lust for Life“ gute alte Rockstücke gecovert, ich höre nur ein paar Takte Old and Wise von Alan Parsons, schon kommen mir zwei Tränen. Angeblich sind einige der Sänger mit ihren Pflegern und einer Geh-Hilfe zu den Studio-Aufnahmen gekommen. Davon merkt man auf der CD aber nichts. Ich bin gerührt und optimistisch für die Zukunft. Wenigstens für die nächste halbe Stunde.

Während ich mich noch ernsthafter als sonst bemühe, Muskeln aufzubauen, höre ich ein Interview mit Adolf Muschg, der hat nicht nur ein neues Buch geschrieben, der mag auch Görlitz, das ist mir sympathisch. Die Übungen mit dem Tennisball und die damit verbundenen Schmerzen versüßt mir eine neue wunderbare Stimme aus England. Beth Rowley, ich muss heraus finden, ob man die CD schon im Internet kaufen kann. Wieso sagen die eigentlich immer Fräuleinwunder, wenn sie von einer jungen begabten Frau sprechen?

Die Füße also. Man glaubt gar nicht, wie wichtig diese Übungen sind. Die armen Füße, die von unten her alles tragen und stützen müssen. Da muss man anfangen, die müssen besonders beachtet bzw. geschult werden. Das sagt die Schmerz-Physiotherapeutin, und ihr glaube ich. Ich glaube ihr auch, dass meine Probleme möglicherweise mit der Beinlängendifferenz zu tun haben und dass der Körper diese durch ungewohnte Kreuzungsvarianten der Beine ausgleichen kann. Dass es ebenfalls gut wäre, wenn ich zusätzlich die Arme trainiere. Zu diesem Zweck hänge ich den Gürtel vom Bademantel über die Stange im Kleiderschrank, ziehe abwechselnd an den Enden und schwinge so die Arme. Die Frau, die den Schrank boxt. Das wäre bestimmt auch ein interessantes Thema für ein Hörfunk-Feature .

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