Am roten Schal sollst du ihn erkennen. Herr W. wie immer etwas früher am Fähranleger. Auch mich hat die Sonne vorzeitig aus dem Haus gelockt, hat mir Wärme vorgegaukelt, obwohl es doch kalt ist. Ich sitze schon eine Weile auf dem doppelt gefalteten Schal auf der Bank, gut, dass ich den eingepackt habe, lausche dem Kreischen der Möwen, die mit den Blässhühnern streiten, blinzle immer mal wieder in die Sonne. Auf dem See dieses Glitzern, dazu die Geräusche der kleinen Wellen, die gegen die Mauern schwappen, wäre es wärmer, hätte ich mich längst ausgestreckt.

Im Gutshaus ist es dann nicht nur warm, auch unser Lieblingstisch am Fenster ist frei. Schade nur, dass sie schon um 17 Uhr schließen. Das erste Treffen in diesem Jahr, da gibt es viel zu erzählen. Seine Augen leuchten, als er mir von der gerade vorgenommenen Buchung erzählt. Zwei Wochen Portugal im April, dann noch einmal drei im Oktober. Sein Sehnsuchts-, vielleicht viel mehr noch sein Seelenland. Er lernt portugiesisch, würde am liebsten ganz dorthin ziehen. Eines Tages vielleicht, wenn er den Laden nicht mehr hat.

So kommen wir von Thema zu Thema, reden immer weiter, auf der Fähre, im Corsini, am Ende bin ich müde und sehe mich schon im Bette liegen und einen Podcast hören. Natürlich ist das nichts für eine Nachteule wie Herrn W. Der legt sich nicht um neune ins Bette, der zieht noch um die Häuser. Jedenfalls hat er das im letzten Jahr noch gemacht. Aber wer weiß, auch er wird älter.

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