Der Titel des Abends hatte so verlockend geklungen. „Niemand stirbt in der Mitte seines Lebens!“ Lebensrausch und Totentänze. Die Karte für Nico and the Navigators hatte ich dem Mopedfahrer zum 70sten geschenkt. Und dann habe ich kurz vor der Pause überlegt, ob ich ihm womöglich Schmerzensgeld zahlen muss. Musste ich Gott sei Dank nicht. Auch nach Hause fahren wollte er nicht. Weil ihm ja einiges gefallen hätte. Sogar die klassischen Stücke, und von den Tänzern war er genau wie ich begeistert. Aber man hätte ein Textbuch gebraucht. Vielleicht auch ein Hörgerät auf unseren hinteren Plätzen.

Mit Bach, Schubert, Cohen usw. über den Tod nachdenken. Vielleicht auch darüber, wie man vorher richtig leben könnte. Aber dafür müsste ich erst einmal berührt werden. Das braucht Zeit. Auch eine gewisse Langsamkeit, in der sich etwas entwickeln kann. Die hatte ich nicht. Oder ich hatte zu viel, in den zweieinhalb Stunden war zu viel drin. Persöhnliches. Erzähltes. Klassisches Liedgut. Popsongs. Getanztes. Eine Art Nummernrevue. Zack, zack, zack.

Mich hatte es dann in der zweiten Hälfte gepackt. Was vielleicht an dem Lied von dem großen schwarzen Vogel lag, das ich mir jetzt schon ein paar Mal auf Youtube angehört habe. In aller Ruhe, ganz für mich allein. Der Mopedfahrer war am Ende jedenfalls froh, dass er mit seinem Rad nach Hause fahren konnte. Nach der Stunde durch die nächtliche Stadt würde sich das Durcheinander in seinem Kopf vielleicht gelegt haben.

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